Ehemaliger russischer Doppelagent vergiftet

[fraktal]

Ganz andere Überlegung:

Ich bin also Putin und habe einen Hass auf einen Veräter, der muss sterben!

Ich kann den jetzt mit irgendeinem nicht nachweisbaren Gift ermorden lassen, oder einen Verkehrsunfall provozieren, oder einfach einen "normalen" Raubmord inszenieren.

Oder ich kann ihn mit einem derart exotischen Giftstoff ermorden lassen, dass ein riesengroßer roter Pfeil direkt auf mich als Täter zeigt.

Möglich?: Ja!
Wahrscheinlich?: Hmmm....

Natürlich ist es denkbar das Putin gerade damit ausdrücken will: "seht her, was ich für riesengroße Eier hab, ich pfeif auf Sanktionen und die Verärgerung des Westens"
Aber, ist das wirklich eine Strategie die zu ihm passt? Was hat er davon ausser Schaden?


Nochmal: Wer hat ein Interesse an der sich jetzt abzeichnenten Eskalation der Dinge?
Der ist, für mich, der Verdächtige Nr. 1


Diese geradezu euphorische, bedingungslose Einigkeit die gerade ausgebrochen ist, erscheint mir schon sehr sonderbar.

[kabe]

Der Blog von Craig Murray, früherer britischer Botschafter in Usbekistan, ist zu diesen Thema recht lesenswert. Inzwischen zählt dieser zu den westlichen "Oppositionellen".

Sein heutiger Beitrag dreht sich um die Formulierung "eines von Russland entwickelten Typs".

I have now received confirmation from a well placed FCO source that Porton Down scientists are not able to identify the nerve gas as being of Russian manufacture, and have been resentful of the pressure being placed on them to do so. Porton Down would only sign up to the formulation “of a type developed by Russia” after a rather difficult meeting where this was agreed as a compromise formulation.

[little maggie]

Oder der Abgang Nixons und der Meineid von Bill Clinton, er habe nie Sex mit Frau Lewinsky gehabt.

das ist natürlich beides ganz klar auf einer Ebene...
---

Ansonsten wird mal wieder das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Im Anti-Westen nichts Neues.
Und die Kriegsvergleiche, die hier in manchen Beiträgen schon fast sehnsüchtig heraufbeschworen werden, während gleichzeitig anderen Kriegstreiberei unterstellt wird, sind auch völlig daneben.
Eher unwahrscheinlich, dass genau wie in den letzten Jahren, außer ein paar Sanktionen und Symbolpolitik viel passieren wird.

Putin wird innenpolitisch kurzfristig von den Vorwürfen profitieren, die Reihen werden noch fester geschlossen gegenüber dem Westen, der von der staatlichen russischen Propaganda ja sowieso unermüdlich als verlogen, heuchlerisch und dekadent dargestellt wird, eine Gelegenheit mehr für Putin, jetzt so kurz vor den Wahlen den einzigen Retter und Beschützer des russischen Volkes zu geben.

Außerhalb Russlands gibts dann natürlich auch noch einige, die ihn gern als Retter hätten, für die er aber zumindest schon mal eine Funktion als antiwestliches Idol übernimmt.

[caesar]

Putin wird im Inland stärker, je eher er im Westen auf einen Thron gehoben wird.

Die Diskussion in den USA zeigt jedem Russen, dass sie wieder gleich stark sind wie die USA. Auch die Worte von May werden jeden Russen, der sich nach der Sowjetunion sehnt, sehr erfreuen.

Nawalny redet viel über Korruption, aber sonst hat er wenig zu bieten. Man könnte sagen, er ist ein Populist.

Im übrigen wenn Trump über Folter, Todesstrafe für Drogenhändler oder seinen grossen Atomkopf redet zeigt er doch gewisse Allüren wie Putin, Xi Yinping, Duterte, Erdogan, etc.

[JackB]

@ Dost

Nicht böse gemeint, aber man könnte Dich naiv nennen, weil Du es offensichtlich nicht für möglich hälst, dass westliche Staatschefs oder gar Medien bewusst die Unwahrheit verbreiten.
Dabei haben sie dies des öfteren getan.

Dost hat ein schlüssiges Szenario gezeichnet, wie es gewesen sein könnte. Statt darauf inhaltlich einzugehen ("Was erscheint dir daran unwahrscheinlich/unplausibel?") versuchst du seine Meinung mit abwegigen Unterstellungen zu diskreditieren. Dost hat m.E. nichts geschrieben, was den Schluss zulässt, er halte es für unmöglich, "dass westliche Staatschefs oder gar Medien bewusst die Unwahrheit verbreiten."

[spector]

Mein Stand der Dinge ist - nach einem Querlesen verschiedener Quellen - folgender:

(Sollte ich irgendwo falsch liegen, bitte korrigieren)

Das Nervengift stammt nicht aus Russland. Sondern aus Usbekistan, ehemaliger Teil der Sowjetunion zu ebenso ehemaligen Zeiten.
Die Produktion wurde schließlich unter US-Aufsicht abgewickelt. Der Haupt-"Erfinder" Wil Sultanowitsch Mirsajanow wollte die Welt nicht mehr im Unklaren über die verheerende Wirkung des Stoffes lassen und lebt heute in den USA. Sein Wissen und (mutmaßlich) Teile der Proben auch.
(Quelle: öffentllich-rechtliche Medien, vor allem PHOENIX)


Nowitschok ist ein Sammelbegriff für ca. 100 Varianten eines Nervengiftes. (Quelle: Wiki). Um welche Variante es sich im Londoner Fall handelt, ist öffentlich nicht bekannt. Daher wollen die Russen auch unbedingt eine Probe, die sie nicht erhalten. Warum nicht, ist unbekannt

London vermutet, dass das Nervengift mit dem Reisekoffer der Tochter des russischen Ex-Doppelagenten auf die Insel gelangte.

Nein, sie vermuten nicht. Sie wissen anscheinlich! ALLE wissen plötzlich! Paris, Berlin, Brüssel und Washington als Allianz der Wissenden. Und was wissen wir? Nix außer schnöden Verlautbarungen, die den Verdacht vage umkreisen.
Spätetens seit Sadam Husseins geheimen Massenvernichtungswaffen glaube ich nur noch einen Scheißdreck, der mir zu wissen vorgegeben wird. Wobei ich schon durch Barschels Ehrenwort gestählt wurde.

Ergo: Kann sein, kann auch nicht sein. Wenn die Wahrheit rauskommt, triffts hoffentlich die Richtigen. Ob Putin, einen seiner mafiösen Oligarchen, die NSA
oder Karl Arsch ist mir dann auch egal.

Soweit, sogut. Aber als Ex-Krimiautor fürs RTL brennt in mir die Frage: "Where is the beef?" Kurz: Wo ist das Motiv?

Entwürfe ich eine Hauptfigur Vladi, der in Russland eine Wahl sowieso gewinnen wird, täte ich als letzes die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Mit so einem plumplen Ding, dass alle Finger auf ihn zeigen lässt. Vor allem nicht, wenn er ein Top-Geheimdienslter a. D. wäre, der Leute mit einer zusammengerollten Zeitung und einem Kugelschreiber im Flugzeug töten könnte, ohne dass bis zur Landung jemand etwas merkt.

[caesar]

Seit dem berühmten Vortrag von Powell vor dem UN-Sicherheitsrat weiss jeder, dass gelogen wird wie gedruckt, um an sein ziel zu gelangen.

Später war dann halt die CIA schuld, sicher nicht Bush, Rove, Blair oder ein anderes hohes Tier (sehr praktisch).

[dracena]

das ist natürlich beides ganz klar auf einer Ebene...
---

Ansonsten wird mal wieder das Kind mit dem Bad ausgeschüttet. Im Anti-Westen nichts Neues.
Und die Kriegsvergleiche, die hier in manchen Beiträgen schon fast sehnsüchtig heraufbeschworen werden, während gleichzeitig anderen Kriegstreiberei unterstellt wird, sind auch völlig daneben.
Eher unwahrscheinlich, dass genau wie in den letzten Jahren, außer ein paar Sanktionen und Symbolpolitik viel passieren wird.

Putin wird innenpolitisch kurzfristig von den Vorwürfen profitieren, die Reihen werden noch fester geschlossen gegenüber dem Westen, der von der staatlichen russischen Propaganda ja sowieso unermüdlich als verlogen, heuchlerisch und dekadent dargestellt wird, eine Gelegenheit mehr für Putin, jetzt so kurz vor den Wahlen den einzigen Retter und Beschützer des russischen Volkes zu geben.

Außerhalb Russlands gibts dann natürlich auch noch einige, die ihn gern als Retter hätten, für die er aber zumindest schon mal eine Funktion als antiwestliches Idol übernimmt.

[fraktal]

Dost hat ein schlüssiges Szenario gezeichnet, wie es gewesen sein könnte. Statt darauf inhaltlich einzugehen ("Was erscheint dir daran unwahrscheinlich/unplausibel?") versuchst du seine Meinung mit abwegigen Unterstellungen zu diskreditieren. Dost hat m.E. nichts geschrieben, was den Schluss zulässt, er halte es für unmöglich, "dass westliche Staatschefs oder gar Medien bewusst die Unwahrheit verbreiten."

Nein, so war das nicht gemeint, ich halte das was Dost schrieb für nicht unwahrscheinlich.
Üblicherweise kann ich mich dem was Dost so schreibt anschließen. In vielen Postings bin ich seiner Meinung.

Eigentlich wollte ich nur aussagen, das mir diese demonstrative Einigkeit der sonst so uneinigen sehr merkwürdig vorkommt.
Und vor allem auch, das Dinge die so sonnenklar erscheinen, sich einige Jahre später als ganz anders herausstellen.

Dost irgendwie zu, naja, diskreditieren, war sicher nicht meine Absicht.

[fraktal]

Putin wird innenpolitisch kurzfristig von den Vorwürfen profitieren, die Reihen werden noch fester geschlossen gegenüber dem Westen, der von der staatlichen russischen Propaganda ja sowieso unermüdlich als verlogen, heuchlerisch und dekadent dargestellt wird, eine Gelegenheit mehr für Putin, jetzt so kurz vor den Wahlen den einzigen Retter und Beschützer des russischen Volkes zu geben.

Durchaus möglich.
Aber ist es wahrscheinlich? Giftgas? Eins wo draufsteht "made by putin"??

Außerhalb Russlands gibts dann natürlich auch noch einige, die ihn gern als Retter hätten, für die er aber zumindest schon mal eine Funktion als antiwestliches Idol übernimmt.

So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Ich kann nichts dergleichen hier sehen, also Putin Fans. Oder Leute die ein antiwestliches Idol suchen.

Es gab vor kurzem ein länderübegreifendes Idol das von vielen geradezu angebetet wurde. Obama war sein Name.
Da sind die Fans aber mittlerweile recht leise geworden.....

Ach nein, sind sie nicht, sie verbringen ihre Zeit damit den Nebensatan Trump mit allerlei Verfluchungen und Verwünschungen zu überschütten, was nicht minder lächerlich ist wie die vorherige Götzenverehrung.

Pragmatismus und Logik ist das einzige was in diesem Feld das Denken bestimmen sollte. Meiner Meinung nach.

[fraktal]

Mein Stand der Dinge ist - nach einem Querlesen verschiedener Quellen - folgender:

(Sollte ich irgendwo falsch liegen, bitte korrigieren)

Das Nervengift stammt nicht aus Russland. Sondern aus Usbekistan, ehemaliger Teil der Sowjetunion zu ebenso ehemaligen Zeiten.
Die Produktion wurde schließlich unter US-Aufsicht abgewickelt. Der Haupt-"Erfinder" Wil Sultanowitsch Mirsajanow wollte die Welt nicht mehr im Unklaren über die verheerende Wirkung des Stoffes lassen und lebt heute in den USA. Sein Wissen und (mutmaßlich) Teile der Proben auch.
(Quelle: öffentllich-rechtliche Medien, vor allem PHOENIX)


Nowitschok ist ein Sammelbegriff für ca. 100 Varianten eines Nervengiftes. (Quelle: Wiki). Um welche Variante es sich im Londoner Fall handelt, ist öffentlich nicht bekannt. Daher wollen die Russen auch unbedingt eine Probe, die sie nicht erhalten. Warum nicht, ist unbekannt

London vermutet, dass das Nervengift mit dem Reisekoffer der Tochter des russischen Ex-Doppelagenten auf die Insel gelangte.

Nein, sie vermuten nicht. Sie wissen anscheinlich! ALLE wissen plötzlich! Paris, Berlin, Brüssel und Washington als Allianz der Wissenden. Und was wissen wir? Nix außer schnöden Verlautbarungen, die den Verdacht vage umkreisen.
Spätetens seit Sadam Husseins geheimen Massenvernichtungswaffen glaube ich nur noch einen Scheißdreck, der mir zu wissen vorgegeben wird. Wobei ich schon durch Barschels Ehrenwort gestählt wurde.

Ergo: Kann sein, kann auch nicht sein. Wenn die Wahrheit rauskommt, triffts hoffentlich die Richtigen. Ob Putin, einen seiner mafiösen Oligarchen, die NSA
oder Karl Arsch ist mir dann auch egal.

Soweit, sogut. Aber als Ex-Krimiautor fürs RTL brennt in mir die Frage: "Where is the beef?" Kurz: Wo ist das Motiv?

Entwürfe ich eine Hauptfigur Vladi, der in Russland eine Wahl sowieso gewinnen wird, täte ich als letzes die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Mit so einem plumplen Ding, dass alle Finger auf ihn zeigen lässt. Vor allem nicht, wenn er ein Top-Geheimdienslter a. D. wäre, der Leute mit einer zusammengerollten Zeitung und einem Kugelschreiber im Flugzeug töten könnte, ohne dass bis zur Landung jemand etwas merkt.

[Jaspis]

Irgendwer hat mal geschrieben, der Anschlag wäre schlicht ein Racheakt des russischen Geheimdienstes gewesen, der daneben gegangen sei. Es gäbe eine Art Kodex, nach dem Verräter liquidiert werden. Das klingt für mich eigentlich schlüssig.
Die Verwendung dieses besonders perfiden Giftes war entweder besonders pfiffig gedacht (Das kriegen die NIE raus!) oder besonders dumm (Wir kriegen euch immer und überall). Ich gehe übrigens davon aus, dass westliche Geheimdienste nicht viel anders ticken - nur erfahren wir davon zumeist nichts.

Frau May muss natürlich entsprechend reagieren, denn ein derartiger Mordanschlag im eigenen Land ist ein absolutes Unding. Sie sollte sich aber an die geltenden Regeln halten, nach denen eine Probe des chemischen Giftes an den Beschuldigten gegeben werden muss. So bleibt ein Geschmäckle.
Die russische Regierung antwortet erwartungsgemäß. Natürlich kann da niemand zugeben, dass möglicherweise ein Außenposten des Geheimdienstes Murks gemacht hat. So wird es jetzt noch eine Weile Empörung auf beiden Seiten geben - bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird.
Putins Wahl beeinflusst das überhaupt nicht.

Btw, entsprechende Morde der Stasi sind bis heute nicht aufgeklärt.

[fraktal]

Irgendwer hat mal geschrieben, der Anschlag wäre schlicht ein Racheakt des russischen Geheimdienstes gewesen, der daneben gegangen sei. Es gäbe eine Art Kodex, nach dem Verräter liquidiert werden. Das klingt für mich eigentlich schlüssig.
Die Verwendung dieses besonders perfiden Giftes war entweder besonders pfiffig gedacht (Das kriegen die NIE raus!) oder besonders dumm (Wir kriegen euch immer und überall).

Genau das meinte ich.
Die Wahl des Giftes ist entweder ein Statement: "Wir waren das, nehmt euch in Acht"
Oder eben eine falsche Spur.

Ersteres wäre meiner Meinung nach viel einfacher und auch subtiler machbar gewesen.
Ein militärisches Nervengift spricht eher für eine Botschaft an die Öffentlichkeit, die sich an Dumme und Dümmste richtet.
Heute morgen am Radio gehört, dass in London Leute die Strassenseite wechseln wenn sie russisch sprechenden Menschen begegnen, aus Angst vor Nervengift. Unglaublich wenn das stimmt.

Btw, entsprechende Morde der Stasi sind bis heute nicht aufgeklärt.

Und es scheint auch erstaunlich wenig Interesse daran zu geben.

[titan]

Zu der Koffer Theorie sollte man wissen das Novichok so gefährlich ist das es aus 2 Komponenten besteht die kurz vor der verwendung erst gemischt werden müssen. Also so einfach ein Kleidungstück zu prägnieren ist wohl nicht. Da man annehmen muss das auch andere Leute mit dem Koffer in berührung kommen.

[fraktal]

Zu der Koffer Theorie sollte man wissen das Novichok so gefährlich ist das es aus 2 Komponenten besteht die kurz vor der verwendung erst gemischt werden müssen. Also so einfach ein Kleidungstück zu prägnieren ist wohl nicht. Da man annehmen muss das auch andere Leute mit dem Koffer in berührung kommen.

Jepp, was für eine dämliche Theorie.
Man stelle sich vor englische Beamte öffnen den Koffer und stöbern drinn rum.

Nix genaues weiß man nicht.

Gift in einer Parfümflasche scheint da schon eher wahrscheinlich, aber auch das mit extrem hohem Risiko das es unbeteiligte treffen könnte.