@ lazarus
Genau. 200%ig!
Geändert von suboptimal (03-04-2018 um 17:19 Uhr)
An manchen Tagen bist Du die Statue,
an anderen die Taube.
Ja und? Selbstverständlich ist es doch der Anspruch der politischen Parteien, durch ihre Politik für eine bessere Welt zu sorgen. Darin unterscheiden sie sich nicht von werbetreibenden Unternehmen, die mit ihren Produkten die Welt - zumindest bezogen auf das Leben der Käufer der Produkte - verbessern wollen.
Nach den Medienberichten ging es für beide beteiligten Parteien darum, CDU- bzw. FDP-affine Haushalte zu ermitteln. Es ging ihnen also nicht darum, durch negative Werbebotschaften die Adressaten davon abzuhalten, andere Parteien nicht zu wählen. Sondern darum, Bürger, die ihnen tendenziell gewogen sind, aber unter Umständen diesmal gar nicht (oder eventuell auch eine "Protestpartei") wählen würden, davon zu überzeugen, eben doch zu wählen, natürlich die betreffende Partei.
Von daher kann ich nicht nachvollziehen, was du - auch im folgenden - über negativge Botschaften und Horrorstories schreibst.
Die Post wirbt u.a. mit diesen Texten:
Mehr als 150 Einzelmerkmale aus dem mikrogeografischen System microdialog ermöglichen eine zielgruppengenaue Adressselektion: Statistische Daten zu Soziodemografie, zu Konsumvorlieben, zur Wohnstruktur und zur Region charakterisieren treffsicher Ihre gewünschten potenziellen Kunden.
Mithilfe von Echt-Merkmalen, die personenscharf abgegrenzt sind, lassen sich Zielgruppen noch präziser selektieren und Streuverluste minimieren. Wählen Sie aus zehn Merkmalsgruppen wie Familienleben, Technik und Spenden Ihre passende Zielgruppe aus. Eine datenschutzkonforme Nutzung wird auf Basis von Pseudonymisierungs- und Anonymisierungstechnologien ermöglicht.
https://www.deutschepost.de/de/d/deu...-adressen.html
Nutzen Sie die umfangreiche Datenbank von Deutsche Post Direkt als Herzstück der Neukundenakquise. Eine Datenbank mit über 20 Mio. bewerteten Gebäuden und über 34 Mio. erfassten Haushalten sowie Firmendaten stehen zur Auswahl.
Selektionsmerkmale für eine zielgruppengenaue Ansprache
Sie definieren das Zielgebiet und Ihre Wunschzielgruppe nicht nur unter geografischen Gesichtspunkten, z.B. nach Bundesland, Ort oder Postleitzahl, sondern auch unter Berücksichtigung soziodemografischer Struktur- (z.B. Geschlecht, Einkommen oder Wohnsituation), Konsum-, Automobil- oder Finanzdaten.
https://www.deutschepost.de/de/p/tei...selektion.html
An anderer Stelle las ich heute :
Ein Postsprecher erklärte, die Daten bezögen sich nicht auf einzelne Haushalte, sondern auf sogenannte Mikrozellen aus im Durchschnitt 6,6 Haushalten. Dabei gehe es eben nicht um personenbezogene Daten, sondern allein um statistische Wahrscheinlichkeiten.
http://www.fr.de/politik/deutsche-po...deal-a-1478608
Ich glaube, man muss nicht allzu lange grübeln, ob es gelingen kann, dass in einer "Mikrozelle" von 6,6 Haushalten im Zweifelsfalle, in dem jemand Daten auf Personen beziehen möchte, nur eine einzige Person anonym bleiben wird, wenn die Post für jede dieser Zellen bloß einen Bruchteil der behaupteten 150 Einzelmerkmale zur Verfügung stellen kann.
20 Millionen bewertete Gebäude. Man muss sich mal vorstellen, was das heißt. Die Grundstücksbewertungen sind bekannt, das Baujahr des Gebäudes, oft wahrscheinlich der Sanierungszustand, das Preisniveau mitsamt der Frage, ob es sich um Miet- oder Eigentumswohnungen handelt oder ob das Gebäude öffentlich gefördert ist. Die Post weiß, wer in welcher Wohnung lebt. Wenn man will, kann man ermitteln, wie groß die einzelnen Wohnungen in etwa sind. Die Kreditwürdigkeit des Viertels ist längst bekannt.
Wie meine eigene Erfahrung zeigt, weiß der Postbüroshop sehr wohl, welchem Beruf ich nachgehe, obwohl ich dort niemals etwas bestellt habe.
Ich habe nur einige wenige Parameter von den 150 Merkmalen genannt, deren Verfügbarkeit die Post sich rühmt.
Es kommen ja viele, viele, andere Punkte hinzu. Glaubt unter diesen Umständen ernsthaft jemand, anonym bleiben zu können?
Die Post hat, gerade was den privaten Briefverkehr angeht, immer noch praktisch eine Monopolstellung. Als Privatperson kann man nicht mit Unternehmen wie Postcon versenden, um nur ein Kriterium herauszugreifen. Kurierdienste sind für den gewöhnlichen Briefverkehr wegen des Preisniveaus keine Alternative. Welche Sendungen Empfängern zugeschickt werden, können diese nur sehr bedingt beeeinflussen. Also ist man dem Monopolisten nahezu ausgeliefert.
Dazu kommt die Wirtschaftsmacht dieses Riesen. Wer sonst kann es sich schon leisten, sich Daten über 20 Millionen Gebäude zu beschaffen? Wer weiß, was die noch alles an sich gerafft haben. Und dieser Datengoliath nimmt nun über die Schacherei mit Daten, über die in diesem Ausmaß womöglich keine zweite Institution verfügt, Einfluss nicht nur auf Warenkonsum, sondern auf den politischen Willensbildungsprozess.
Die Empörung darüber, dass des Kritiker gibt, die da zweimal hinsehen, erscheint mir mehr als abstrus.
Die Logik verstehe ich nicht. Welche Sendungen Empfängern zugeschickt werden, können Empfänger zwar nur sehr bedingt beeinflussen, das stimmt. Die Post, ob nun Monopolist oder nicht, aber noch weniger. Sie muss alles zustellen, was aufgegeben wird.
Nimmt der Bahnmonopolist DB Einfluss auf den politischen Willensbildungsprozess, indem er der SPD einen Schulzzug zur Verfügung stellt?
Die Post wie die Bahn bieten Dienstleistungen an. Solange diese unterschiedslos von allen Parteien (und von jedem interessierten Bürger) genutzt werden können (wovon ich mal ausgehe) ist das kein Skandal und keine politische Einflussnahme. Problematisch würde es nur, würden bestimmte Parteien von diesen Dienstleistungen ausgeschlossen würden.
Diesen Fakt sollte man nicht vergessen.
Geanu das, was du schreibst, macht es so unmöglich, dem Datenkraken Facebook zu entkommen. Man muss gar nicht dort registriert sein, es reicht, wenn man im Handy von jemandem, der es ist, gespeichert ist. Und das kann man nicht kontrollieren, geschweige denn unterbinden.
Nein ist ein vollständiger Satz.
Du mußt Dich an die Adresshändler direkt wenden und Deine Daten dort löschen lassen. Da die meisten Firmen - wie z. B. in Deinem Fall Vodafone - Daten von verschiedenen Adresshändlern kaufen dürften, ist diese Löscherei ein mühsames Geschäft.
Ich habe bei einem der größeren Adressbroker (die Korrespondenz müßte ich wieder raussuchen, wenn Dich der Name interessiert) meine Daten löschen lassen und es hat sich im Briefkasten sehr deutlich bemerkbar gemacht.
Die Robinsonliste bietet eine gewisse Absicherung. Aber es ist freiwillig, ob Firmen sich der Robinson-Geschichte anschließen, und sie gilt nur für Deutschland - so auch nachzulesen bei Wikipedia. Adresshändler aus dem Ausland interessiert die deutsche Robinsonliste eh einen feuchten Kehricht, schätze ich.
Es ist ein Leichtes, Daten aus verschiedenen (von verschiedenen Adresshändlern bezogenen) Datenbanken zu kombinieren und so einen kompletten Datensatz mit - z. B. - akademischem Titel und Berufsbezeichnung sowie natürlich der Adresse zu bekommen.
Die Post bzw. in dem Fall die Büroartikel-Tochterfirma wird auch Adressdaten kaufen und nicht nur den eigenen Datenpool benutzen. Wahrscheinlich war bei der Post selbst auch kein Datensatz von Dir gespeichert, sondern nur bei der Tochterfirma. Oder hattest Du direkt bei denen nachgefragt?