Das Problem liegt eher darin, dass eine Therapie sehr genau passen (sonst bringt sie nicht viel) und auch vom Patienten wahrgenommen werden muss. Im Fall des MS-Täters war bekannt, dass er entsprechende Stellen aufgesucht hatte. Dabei sollte man nicht vergessen: Jeder Mensch ist ein Individuum, unglaublich komplex, oft schwer bis gar nicht nachvollziehbar, und am Ende ist die Forschung in der Psychologie, Neurologie und Psychiatrie auch noch lange nicht. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie schwer der Zugang zu einem psychisch Gestörten mit Wahnvorstellungen sein muss. Man kommt ja schon bei Otto Normalbürger oft mit Logik und teils auch Empathie nicht weit. Der MS-Täter wurde nicht als Gefahr für sich selbst und andere eingeschätzt. Im Nachhinein stellte sich das als folgenreicher Fehler heraus, aber seien wir an der Stelle mal realistisch: Therapieangebote sollte es natürlich geben, und möglichst passende ohne lange Wartezeiten, klar. Aber was dann? "Verdächtige" sofort dazu zwingen? Dann sind wir nicht weit von einem prophylaktischen Wegsperren entfernt, und das kann man wohl kaum gerecht nennen.
So traurig das ist: Es wird immer "Verrückte" geben. Viele von denen sind keinerlei Gefahr. Und mit den wenigen Ausnahmen muss man leider leben und versuchen, die Auswirkungen im Rahmen der Freiheit und Gerechtigkeit einzuschränken. Nach solchen Taten schreien immer viele nach Sicherheit und vergessen dabei, was das irgendwann auch für sie selbst bedeuten könnte. Wer kann denn garantieren, dass man selbst nicht irgendwann irgendwie irgendwo von anderen als Gefahr angesehen wird?