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Geändert von Perrier (29-08-2018 um 22:57 Uhr)
Kann man das? Sich mit Bier ins Koma saufen?
Ich dachte, mit Bier kann man nur „normal“ betrunken werden.
Aber kommt vielleicht auf die „Übung“ an.
Mit dem Vorschlag meinte ich nicht, dass man Sucht bekämpft.
Lediglich dieses sogenannte Komasaufen. Davon sind ja glaub ich eher junge Leute betroffen, die (noch) kein echtes Suchtproblem haben?
An manchen Tagen bist Du die Statue,
an anderen die Taube.
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Geändert von Perrier (29-08-2018 um 22:56 Uhr)
Das ist ziemlich weit hergeholt (sowohl zeitlich als auch thematisch). Könnte ein Ablenkungsmanöver sein, um Suboptimal erst mal zu einer langwierigen Recherche zu zwingen. Danach ist Gras über die Sache gewachsen.
Bleiben wir doch besser beim Thema. Es geht um die Aufklärung über die Gefahren des Alkoholkonsums. Was gibt es da eigentlich aufzuklären? An welchen Stellen sollte da angesetzt werden? Und welcher "man" verhindert das?
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Geändert von Perrier (29-08-2018 um 22:56 Uhr)
Alkohol ist ein Suchtstoff so wie Kokain, Tabak oder Heroin. Eine Sucht lässt sich nur schwer bekämpfen. Dass aber der Staat an diesen Suchtmitteln verdient, finde ich scheiße, weil es den Staat bezüglich seiner Aufgabe der Gesundheitsvorsorge beeinflussbar macht.
Der Staat nimmt am Alkohol ca. 2,1 Mrd Euro ein, am Bier und Sekt ca. 1,1 Mrd Euro und an Tabak 15 Mrd Euro, Quelle.
Das schafft Abhängigkeiten. Ich bin für ein Werbeverbot für Alkohol ähnlich dem für Tabak. Der Kampf gegen ein solches Verbot erinnert stark an den früheren Kampf gegen das Tabakwerbeverbot, Spiegel.
Lobbyismus pur: 74.000 Alkoholtote jedes Jahr, aber nur 1.300 Drogentote, Quelle.
Heroin ist verboten, Alkohol ist erlaubt. Der Staat verdient kräftig mit und kann sich noch nicht ein Mal dazu entschließen die Werbung für den Suchtstoff einzuschränken.
63,8% der stationären Entwöhnungsbehandlungen beruhen auf Alkohol (Trockendock verharmlosend genannt), 34,8% auf Drogenabhängigkeit (S. 43 Suchtbericht 2017).Seit 2003 sorgt die ERAB (European Foundation for Alcohol Research) im Namen der Alkoholindustrie dafür, dass das so bleibt. Mit einer halben Million Euro pro Jahr fördern die europäischen Brauer die Stiftung - und diese vergibt Stipendien an Forscher, die gesundheitliche Aspekte des Alkoholkonsums untersuchen. Ein Ergebnis: Bier beinhalte Vitamine und stärke die Knochen.
"Die ERAB blendet Gesundheitsrisiken wie Krebs und Leberzirrhose bewusst aus", sagt Helmut Seitz, Direktor des Alkoholforschungszentrums Heidelberg ."Da stecken natürlich Interessen dahinter." Seit 40 Jahren sehe er nun, dass Alkohol als gesund angepriesen werde. Seitz Urteil ist eindeutig: "Das ist totaler Quatsch!"
Wie viel Einfluss die ERAB auf den Politikbetrieb in Brüssel direkt nimmt, ist schwer nachzuvollziehen. Die Stiftung erscheint nicht im Europäischen Transparenzregister, das Kontakte zwischen Lobbygruppen und Industrie offenlegen soll. Klar ist, dass durch die Informationspolitik die Gefahr von Alkohol in der öffentlichen Wahrnehmung heruntergespielt wird.
Die EU-Kommission hält mit der Finanzierung von unabhängigen Forschungsprojekten dagegen und macht klar, dass für sie Alkohol zu den Hauptrisikofaktoren von Krebs und anderen tödlichen Krankheiten zählt. Aber an eine Richtlinie zur Einschränkung von Alkoholwerbung traut auch sie sich nicht heran. Die Verantwortung wird den Mitgliedstaaten zugeschoben. Deutschland reicht ihn weiter an die Alkoholindustrie, die selbst für Regulierungen sorgen soll. Und die lacht sich ins Fäustchen.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung schätzt den volkswirtschaftlichen jährlichen Schaden auf 26-40 Mrd Euro (S. 42 Suchtbericht 2017). Zum Vergleich: Die jährlichen Kosten für das ALG II und die dazugehörigen Unterkunftskosten belaufen sich auf etwas unter 30 Mrd Euro jährlich.
Wer ist der Meinung, dass Alkohol kein Suchtstoff ist? Bitte Hand heben. Meine bleibt unten.
Geändert von Dost (24-05-2018 um 10:56 Uhr)
Hmm, ich bin da noch ein bisserl uneben in meiner Ansicht.
Denn:
1) scheint das Bedürfnis nach Rausch per se in der Menschheitsgechichte seit Anbeginn verwurzelt zu sein. Sei es schon sehr früh aus kultischen Gründen, als Ticket zu halluzinierten Götterwelten. Bis hin zu Alkohol als heutiger "Alltags-Droge". Nomen ist Omen: Denn sie ist im Alltag leicht zu bekommen, nur um eben diesen Alltag per Notausgang verlassen zu wollen. Manchen genügt eine Schrittlänge per Wohligkeit durch ein gutes Glas Wein. Andere brauchen das Eskapismus-Vollpaket, indem sie sich restlos abschießen. Es ist mithin eine ewige Flüchtlingswelle, die den Weg sucht, um das Profane hinter sich zu lassen. Um paradoxerweise genau da wieder zu landen: Etwa kotzend in irgendeiner Straßenecke und mit einem üblen Kater danach. Kurz: Wer seinen Geist von dessen Hemmungen und Zwängen im Suff befreien will, wird umso mehr Knecht seines Körpers.
Erstaunlich in dem Zusammenhang ist, dass dieser Teufelskreis für intelligente Menschen sehr schnell erkennbar ist, aber dennoch sehr viele Dichter und Denker bzw. allgemein blitzgescheite Kreative (inkl. Musiker, Schauspieler usw.) schwere Trinker waren und sind. Beispiele sind hinglänglich bekannt. Vielleicht ist es auch hier der Wunsch, sich von der Bodenhaftung zu entfesseln und "beflügelt" zu werden. Was auch bedingt klappt. Ich spreche hier und im Folgenden aus eigener Erfahrung, obwohl ich sicher nicht im Club der Genies bin. Dass hingegen auch die hohlsten Hooligans oder internationale Oktoberfest-Deppen sich gerne befüllen, zeigt die Spannbreite von Alkohol als Bedürfnisdroge. Siehe mein Eingangssatz.
2) Verbote schaffen neue Kanäle. Stichwort: Skandinavien. Bei einem Besuch in Schweden etwa fand ich in Supermärkten Destillier-Sets, mit denen man sich in der Badewanne oder in der Scheune eigenen Schnaps brennen kann. Ein heimliches Kultgetränk ist in Düsseldorf seit Jahren der "Salmiakki", ein finnischer Lakritzschnaps, der aus Salmiak-Pastillen gebrannt wird. Ein "Not-macht-erfinderisch"-Produkt. In weniger kundigen Händen kann sowas auch zur Erblindung führen. Der menschliche Drang nach Rausch lässt sich auch hier nicht stoppen.
3) Es heißt, der Bierkonsum unter Jugendlichen ist rückläufig. Dafür sehe ich an der Supermarktkasse immer mehr Wodka nebst Verdünnern wie O-Saft etc.. Bei sehr, sehr jungen Teens, die einen "großen Bruder" dabei haben, sofern überhaupt nach einem Ausweis gefragt wird. Dieser Trend begann mit der Verteuerung der sogenannten Alkopops. Jetzt mischen die Kiddies eben selber. Und großzügiger als bei den Alkopops industriell vorgegeben. Ein Schuss, der nach hinten losging. Zumal Wodka sich schlecht aus süßen Beigaben rausschmecken lässt, was zu einer erhöhten Dosis einlädt.
4) Nur in Sachen Statistik: Den Rückgang an Alkoholika bei Jugendlichen wähne ich auch darin, dass Alkohol bei den Techno-Kids zusehends durch Designerdrogen ersetzt wird. Etwa Pep oder Chrystal sind in der Kosten-Nutzen-Rechnung preiswerter als ein Griff ins Spirituosenregal. Vom Effekt und der Nachhaltigkeit sogar ökonomischer als Kiffen.
P.S.: Außer Chrystal habe ich in meinem Leben jede gängige Droge getestet, teils sehr gemocht (Kokain). Würde mich im weiteren Sinne auch als Alkohliker bezeichnen. Mal Monate komplett ohne, mal extrem intensive Wochen, aber mit fast irischem Standvermögen. D.h. selbst und gerade Leute, die mich lange kennen, merken selbst bei hohem Pegel nur, dass ich "entertainiger" werde und nicht mehr fremdelnd wie sonst, was oft als scheue Arroganz ausgelegt wird. Ich komme aber auch aus einer Alkoholikerfamilie mit häuslicher Gewalt, was keine Entschuldigung sein soll. Sondern eher eine Erklärung. Wer stumm geprügelt wurde, erlebt teils beim ersten (musikalisch-alkoholischen) Rausch vor Publikum eine Sprachgewalt, die ohne Alk gehemmt gelieben wär, aber mit zuviel lallend.
Geändert von spector (24-05-2018 um 12:28 Uhr)
Nun, es macht als Diskussionsgrundlage Sinn.
Ich wäre unter bestimmten Umständen für die amerikanische Variante. Weitersaufen, aber nicht in der Öffentlichkeit. Da aber Trinker unter Alkoholeinfluss oft gewalttätig werden, finde ich die britische Herangehensweise an dieses Problemfeld sehr gut: wer unter Alkoholeinfluss eine Straftat begeht handelt automatisch unter Vorsatz und kriegt ein entsprechendes Strafmaß.
Alkohol ist so billig in der Herstellung und läßt sich mit ein wenig Muschpupu mit einer so hohen Gewinnspanne verkaufen, dass niemand in der BRD außer den Baptisten und Muslime Interesse daran hat, ernsthaft den Alkoholkonsum zu beschränken.