In Nürnberg aber fehlte nicht nur das Tempo, das man benötigt, will man eine so tiefstehende Mannschaft wie den Club auseinanderziehen. Es mangelte auch an der letzten Konsequenz am und im Strafraum, an der noch in der Hinrunde so großen Entschlossenheit, Spiele für sich zu entscheiden, am Ende auch an der von Favre so oft eingeforderten Geduld. Mehrmals segelten Flanken aus dem Halbfeld in den Nürnberger Strafraum. Dort allerdings stand niemand, der sie hätte verwerten können: Sowohl Mario Götze, der mit Abstand beste und gefährlichste Borusse am Montag, als auch der eingewechselte Alcacer waren allein schon aufgrund ihrer Körpergröße von 1,75 bzw. 1,73 Meter gänzlich ungeeignete Abnehmer für die planlos in die Mitte geschlagenen hohen Bälle. Es hätte kreativerer Mittel bedurft, das Abwehrbollwerk des Aufsteigers zu knacken.
Dahoud hätte die kreativen Mittel im Repertoire - doch Delaney spielte
Mahmoud Dahoud ist so ein Spieler, der grundsätzlich über das nötige Repertoire verfügt. Doch der Mittelfeldspieler, an guten Tagen gesegnet mit der Fähigkeit, durch schnelle Drehungen auch auf engsten Räumen neuen Platz zu schaffen, kam nicht zum Einsatz. Stattdessen spielte Thomas Delaney von Beginn an, obwohl die größten Qualitäten des körperlich robusten Abräumers im defensiven Mittelfeld angesichts der immensen Ballbesitzzeiten des BVB nicht gefordert waren. Favre erkannte das erst spät in der zweiten Hälfte, als er Delaney nach 80 Minuten durch Jacob Bruun Larsen ersetzte. Doch es nützte nichts mehr - auch weil der in der Hinrunde noch so überraschend starke Bruun Larsen derzeit wie so viele Borussen (Hakimi, Diallo, Pulisic, Alcacer, mit Abstrichen auch Witsel) nicht die Form des ersten Halbjahres erreicht.