Seite 1 von 28 1234511 ... LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 15 von 406
  1. #1
    Auffe Couch für den BVB Avatar von Jaspis I.O.F.F. Team
    Ort: Doatmund

    #metwo - Rassismus im Alltag

    In der Folge der Diskussion um Mesut Özil stellt Ali Can die Frage nach dem ganz alltäglichen Rassismus gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund im deutschsprachigen Raum unter dem Hashtag #metwo.
    Das Echo in den sozialen Medien ist überwältigend.

    Einführender Text der Tagesschau

  2. #2
    Zitat Zitat von Jaspis Beitrag anzeigen
    In der Folge der Diskussion um Mesut Özil stellt Ali Can die Frage nach dem ganz alltäglichen Rassismus gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund im deutschsprachigen Raum unter dem Hashtag #metwo.
    Das Echo in den sozialen Medien ist überwältigend.

    Einführender Text der Tagesschau
    Ich bin skeptisch, ob diese Twitter-Initiative sinnvoll ist. Es ist natürlich richtig, dass sich die Betroffenen in den konkreten Fällen gegen Diskriminierung wehren. Aber durch die Hashtag-Sammlung bekommen diese Fälle einen anderen „Drive“: Deutsche ohne Migrationshintergrund als rassistische Problemfälle. Ein Hashtag zu negativen Vorkommnissen mit Flüchtlingen wäre auch nicht sinnvoll. Der Urheber der Initiative hat nicht aus den Fehlern der „Political Correctness“ gelernt: Anprangern kann kontraproduktiv sein (siehe USA). Wenn man wirklich Verhaltensänderungen erreichen möchte, sollte man eher positive Beispiele in den Fokus rücken.

  3. #3
    Es ist das Ziel der Initiative, dass ein anderer Drive entsteht.
    Natürlich ist nicht jeder Deutsche ohne Migrationshintergrund ein rassistischer Problemfall. Aber: Soll durch die Sammlung der Erfahrungen mit Rassismus nicht deutlich gemacht werden, dass ein gesellschaftliches Problem besteht, weil ja, sobald eine gewisse Anzahl zusammen kommt, der Eindruck entstehen könnte, Deutsche ohne Migrationshintergrund seine rassistisch?

    Natürlich kann Anprangern sinnvoll sein. Das hat #metoo gerade gezeigt.
    Es kann doch überhaupt keine Frage sein, dass es angemessen ist, Verhalten wie das von Weinstein, Cosby und all den namenlosen Vergewaltigern und Belästigern anzuprangen, nachdem die Opfer so lange vergeblich um eine Stimme gekämpft haben und nachdem Frauen derart vebreitet unter Sexismus zu leiden hatten, wie es eben der Fall war. Der Zusammenschluss der Betroffenen war höchst produktiv. Schon der Name zeigt, dass der Initiator der von #metwo daraus gelernt hat.

  4. #4
    Sabuha
    unregistriert
    Zitat Zitat von Delphi Beitrag anzeigen
    Aber durch die Hashtag-Sammlung bekommen diese Fälle einen anderen „Drive“: Deutsche ohne Migrationshintergrund als rassistische Problemfälle.
    Ist das so?
    Ich kann bei Twitter nicht immer lesen.

    Meine Sorge wären nicht die Deutschen ohne Migrationshintergrund, die in eine Topf geworfen werden.
    Meine Hoffnung wäre, dass viele, die nichts gegen Ausländer haben, vielleicht auch mal sensibilisiert werden, was sie eigentlich manchmal sagen. Einfach so daher oder als Kompliment gedacht usw.

    Wie bei der Sexismus-Debatte. Macht man der Frau ein Kompliment oder ist es sexistisch?
    War es ein Witz oder beleidigend?
    Da ein bisschen mehr Bewusstsein hat nicht geschadet, auch wenn einige Männer vielleicht erstmal unsicher wurden, was man noch sagen darf.
    Wichtig finde ich es trotzdem, weil dabei das ein oder andere Auge geöffnet.
    Ich bin gespannt, ob ähnliche Relativierungen stattfinden und das erlebte runtergespielt wird.

  5. #5
    Rassismus und Fremndenfeindlichkeit sind ja kein typisch deutsches Problem, sowas gibt es eigentlich überall. Es ist also, meiner Ansicht nach, ein menschliches Problem. Daher sollte man sich jetzt in Deutschland nicht gleich wieder angegriffen fühlen.
    Und wenn man durch solche Initiativen wie #metwo etwas mehr für das Problem sensibilisiert wird und vielleicht auch das eigene Verhalten überdenkt und sich überlegt ob beispielsweise eine vielleicht witzig oder gar nett gemeinte Bemerkung beim Gegenüber vielleicht als Angriff oder Beleidigung ankommen könnte, dann ist das doch eine gute Sache. Sensibilisierung und mehr darüber nachdenken, sich auch mal in das Gegenüber hineinversetzen, das könnte das Miteinander verbessern.

  6. #6
    Nordlicht Avatar von Claudia I.O.F.F. Team
    Ort: Hoch im Norden
    Mich hat zum Beispiel erstaunt, dass die Frage "Woher kommst du?" als unangenehm empfunden wird. Wenn man das weiß, kann man die Frage vermeiden.

    Ich hätte gedacht, das signalisiert höfliches Interesse am Gegenüber und ist daher ein geeignetes Small-Talk-Thema
    .

  7. #7
    Zitat Zitat von Claudia Beitrag anzeigen
    Mich hat zum Beispiel erstaunt, dass die Frage "Woher kommst du?" als unangenehm empfunden wird. Wenn man das weiß, kann man die Frage vermeiden.

    Ich hätte gedacht, das signalisiert höfliches Interesse am Gegenüber und ist daher ein geeignetes Small-Talk-Thema
    Naja, also in dem einen Twitterbeispiel ging es ja darum, dass die Antwort (irgendein Ort in Deutschland, Gummersbach?) nicht genügte, sondern anschließend gefragt wurde, wo die Eltern und Großeltern herkommen. Ich denke, normalerweise reagiert man auf die Antwort "Gummersbach" doch wohl eher mit "nie gehört" "ach, da kenn ich jemanden" "wo genau in Gummersbach" oder ählichem.

  8. #8
    Zitat Zitat von Claudia Beitrag anzeigen
    Mich hat zum Beispiel erstaunt, dass die Frage "Woher kommst du?" als unangenehm empfunden wird. Wenn man das weiß, kann man die Frage vermeiden.
    Wenn man jede möglicherweise unangenehme oder potenziell fragwürdige Äußerung vermeidet, stirbt die Gesprächskultur in Zeiten von WhatsApp & Co. nur noch weiter aus.

    Die PC-Konformität ist heute schon schlimm genug ...
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  9. #9
    Auffe Couch für den BVB Avatar von Jaspis I.O.F.F. Team
    Ort: Doatmund
    Zitat Zitat von Claudia Beitrag anzeigen
    Mich hat zum Beispiel erstaunt, dass die Frage "Woher kommst du?" als unangenehm empfunden wird. Wenn man das weiß, kann man die Frage vermeiden.

    Ich hätte gedacht, das signalisiert höfliches Interesse am Gegenüber und ist daher ein geeignetes Small-Talk-Thema
    Zitat Zitat von ManOfTomorrow Beitrag anzeigen
    Wenn man jede möglicherweise unangenehme oder potenziell fragwürdige Äußerung vermeidet, stirbt die Gesprächskultur in Zeiten von WhatsApp & Co. nur noch weiter aus.

    Die PC-Konformität ist heute schon schlimm genug ...
    Bisher habe ich diese Frage aus Interesse gestellt, weil ich gerne wissen möchte, was Menschen von weither ausgerechnet in meine Stadt verschlägt.
    Wenn ich jetzt aber diese Frage genauer betrachte, so beinhaltet sie unausgesprochen die Unterstellung "Du bist kein/e Hiesige/r". Würde ich diese Frage einer Person stellen, die hellhäutig, blauäugig und eher blond ist? Da muss ich zugeben, dass ich es nicht täte, es sei denn, sie spräche einen ortsunüblichen starken Dialekt. Dann wäre sie wieder "keine Hiesige". Hat schon was mit Ab- und Ausgrenzen zu tun, wenn man genau hinschaut. Ich mache mich zur Norm des Hiesigen.

  10. #10
    Zitat Zitat von Claudia Beitrag anzeigen
    Mich hat zum Beispiel erstaunt, dass die Frage "Woher kommst du?" als unangenehm empfunden wird. Wenn man das weiß, kann man die Frage vermeiden.

    Ich hätte gedacht, das signalisiert höfliches Interesse am Gegenüber und ist daher ein geeignetes Small-Talk-Thema
    Mich hat das auch erstaunt, frage ich das doch gern jedem mir bisher unbekannten Menschen. Und damit meine ich wirklich jeden, ob nun aus Stuttgart, Moskau oder Vietnam.
    Ich werde das auch weiter fragen, aber dabei sicher gehen, dass man merkt, das mich interessiert, wo der Mensch her ist und nicht seine Eltern/Großeltern.

  11. #11
    Zitat Zitat von Jaspis Beitrag anzeigen
    Bisher habe ich diese Frage aus Interesse gestellt, weil ich gerne wissen möchte, was Menschen von weither ausgerechnet in meine Stadt verschlägt.
    Wenn ich jetzt aber diese Frage genauer betrachte, so beinhaltet sie unausgesprochen die Unterstellung "Du bist kein/e Hiesige/r". Würde ich diese Frage einer Person stellen, die hellhäutig, blauäugig und eher blond ist? Da muss ich zugeben, dass ich es nicht täte, es sei denn, sie spräche einen ortsunüblichen starken Dialekt. Dann wäre sie wieder "keine Hiesige". Hat schon was mit Ab- und Ausgrenzen zu tun, wenn man genau hinschaut. Ich mache mich zur Norm des Hiesigen.
    Wenn man als Deutscher bspw. in den USA ein Praktikum macht, wird einem doch auch "Where do you come from?" als Frage gestellt, weil man kein Muttersprachler ist.
    Natürlich kann man die Frage als Ab- und Ausgrenzen verstehen - ich würde aber standardmäßig dem Gesprächspartner tatsächlich mal Interesse unterstellen.
    We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
    (Kenny Chesney - "Rich And Miserable")

  12. #12
    Zitat Zitat von ManOfTomorrow Beitrag anzeigen
    Wenn man jede möglicherweise unangenehme oder potenziell fragwürdige Äußerung vermeidet, stirbt die Gesprächskultur in Zeiten von WhatsApp & Co. nur noch weiter aus.

    Die PC-Konformität ist heute schon schlimm genug ...
    Was ist denn gegen ein bisschen Empathie einzuwenden?
    Beispiel: Ich sitze in Frankreich, Griechenland, Kalifornien mit anderen Touris um den Frühstückstisch. Alle sprechen Englisch. Jemand fragt mich "Where do you come from?" Ich freue mich über das Interesse und auch darüber, nicht direkt am heavy German accent identifiziert worden zu sein.
    Szenenwechsel: Nehmen wir an, einer meiner Elternteile sei schwarz. Ich sitze in meiner Heimatstadt, in der ich geboren wurde, aufgewachsen bin, meine Kinder großziehe, meinen Hobbys nachgehe und meine Steuern zahle mit meinen alten Freunden beisammen. Ein Freund hat Besuch von seinem Onkel Hans aus München. Hans wendet sich an mich und fragt mich (und niemanden sonst): "Und, wo kommen Sie her?" Er kommt offensichtlich gar nicht auf die Idee, ich könne richtig dazugehören.
    Stirbt die Gesprächskultur, wenn Onkel Hans, bevor er spricht, ein bisschen über seine Vorurteile nachdenkt?

  13. #13
    ...wenn ein "richtiger" deutscher deutsche vorfahren hat, dann kann es gar keine deutschstämmigen deutsche geben, denn deutschland gibt es geschichtlich gesehen noch nicht sehr lange und die ersten die sich deutsche nannten hatten demzufoge keine deutschen vorfahren- waren also keine "echten" deutsche...

  14. #14
    Auffe Couch für den BVB Avatar von Jaspis I.O.F.F. Team
    Ort: Doatmund
    Mich hat beim Lesen der #metwo-Beiträge angerührt, wie vielschichtig die Sprüche sein können, die einem hier gedrückt werden. Das geht von offener Aggression über vergiftete Komplimente hin zu Gedankenlosigkeit und Dummheit.

    Es ist mal 80 Jahre her, da musste alle Deutschen drei Generationen rückwirkend ihr christliches Deutschtum nachweisen. Klappte das nicht, so war man Repressalien ausgesetzt bis hin zu Verfolgung und Mord. Konnte man den Ariernachweis beibringen, so standen einem alle Wege offen. Durch die radikale Ausgrenzung und Vernichtung aller, die diese Norm nicht erfüllen konnten, blieben überwiegend "echte Deutsche" übrig.
    Wir haben in der Schule zwar über den Holocaust gesprochen, über die Folgen dieser Abstammungsnachweise aber so gut wie nicht.

  15. #15
    noch ein so nen thread und ich baller dir eine :D Avatar von ruru I.O.F.F. Team
    Zitat Zitat von ManOfTomorrow Beitrag anzeigen
    Wenn man als Deutscher bspw. in den USA ein Praktikum macht, wird einem doch auch "Where do you come from?" als Frage gestellt, weil man kein Muttersprachler ist.
    Natürlich kann man die Frage als Ab- und Ausgrenzen verstehen - ich würde aber standardmäßig dem Gesprächspartner tatsächlich mal Interesse unterstellen.
    Wenn man die Frage jemandem stellt, der kein Muttersprachler* ist, dann ist das imho noch etwas anderes, als fragt man ihn, weil er einen etwas dunkleren Teint hat.
    Warum bekommen denn Menschen, die asiatische oder afrikanische Züge haben, diese Frage wohl eher gestellt als Frau Koslowski, deren Ur-Großvater seinerzeit von Polen nach Dortmund kam?

    *Unter Muttersprachlern verstehe ich jetzt mal alle, die in diesem Land aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, unabhängig ihrer Großeltern.


Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •