Es geht dabei doch nicht um das "hey, kommst du aus München, Hamburg oder Berlin?", sondern um das "du siehst nicht deutsch aus, daher kommst du nicht von hier" implizierende und damit ausgrenzende "hey, woher kommst du? deutschland kanns ja wohl nicht sein." Ist das echt so intellektuell schwer nachzuvollziehen?
Das Problem ist nicht, daß es nicht intellektuell nachvollziehbar wäre, sondern die Kritik die dahinter steckt. Das sind dann halt all die Biodeutschen, die ja eh schon immer nichts gegen Ausländer hatten, aber eh schon wissen.
Mir ist das Problem mit dem Alltagsrassismus vor 2 Jahren sehr deutlich bewusst geworden, als in der Klasse meiner Tochter kein einziges Kind mit Migrationshintergrund eine Gymnasialempfehlung bekommen hat. Oh doch, ein Mädchen schon, allerdings mit wohlhabendem deutschen Vater und die Mutter war ein russisches trophy wife. Aber die Alis und Mehmets, die sind alle auf der Realschule gelandet, weil man den Eltern "erklärt" hat, daß die Kinder sich dort wohler fühlen würden...
Und bevor jetzt wieder eine LehrerIn ankommt, nein, es sind nicht alle so. Aber muß man das echt jedes Mal dazuschreiben?
Geändert von BlackGirl (01-08-2018 um 08:05 Uhr)
Ich verstehe nicht, was das immer alles direkt mit Rassismus zu tun haben soll. Man sollte da schon Beweise für haben.
Es gibt genug Lehrer die Kinder ohne ersichtlichen Grund schikanieren.
Ich würde es mir sehr einfach machen immer meinen nicht-deutschen Namen als Grund vorzuschieben.
Mir gehts ähnlich. Einiges hat mich auch zum Nachdenken gebracht und wenn es bei anderen auch so ankommt, dann hat der Hashtag ja schon was gebracht.
Ich bin allerdings der Ansicht, dass viele der "Alltagsrassismus" nicht typisch deutsch sind, sondern dass du ihn überall auf der Welt findest.Es ist mal 80 Jahre her, da musste alle Deutschen drei Generationen rückwirkend ihr christliches Deutschtum nachweisen. Klappte das nicht, so war man Repressalien ausgesetzt bis hin zu Verfolgung und Mord. Konnte man den Ariernachweis beibringen, so standen einem alle Wege offen. Durch die radikale Ausgrenzung und Vernichtung aller, die diese Norm nicht erfüllen konnten, blieben überwiegend "echte Deutsche" übrig.
Wir haben in der Schule zwar über den Holocaust gesprochen, über die Folgen dieser Abstammungsnachweise aber so gut wie nicht.
Ja, Alltagsrassismus gibt es überall auf der Welt, das ist absolut richtig. Aber die #metwo-Aktion richtet sich gegen Alltagsrassismus in Deutschland. Und nur weil es in (fast) allen anderen Ländern dieser Welt ähnliche Probleme gibt, sollte man sich in Deutschland nicht zurücklehnen und sagen: Ist ja nicht so schlimm, machen ja alle so.
Das ist genauso wie wenn man sagt, die anderen Länder verschmutzen auch die Umwelt, dann müssen wir auch nicht auf Umweltschutz achten. Und irgendwann geht uns dann allen die Luft aus.
Ich bin kleinstädtisch aufgewachsen. In unserer Grundschule gab es einen einzigen Türken. Jeder, wirklich jeder nannte ihn Kümmeltürke. Er schlug sich viel, war schlecht in der Schule, laut und aufsässig. Er wurde von fast allen gemieden.
Ende der Vierten wurde er untersucht. Es stellte sich heraus, dass er einen IQ von ca. 130 hatte. Er kam trotzdem auf die Hauptschule. Seine schulischen Leistungen waren katastrophal.
Danach habe ich nichts mehr von ihm gehört. Bis heute macht mich das Ganze einfach nur traurig. Kümmeltürke hat wirklich jeder gesagt. So richtig habe ich das gar nicht als Beleidigung aufgefasst. Es war normal. Er war halt anders.
Seitdem habe ich diesen Begriff nicht mehr gehört. Wie bei der Gleichberechtigung der Frau ändert sich einiges und zwar zum besseren. Das bedeutet nicht, dass es bereits gut ist, aber es verbessert sich. Braucht halt alles seine Zeit.
Dazu gibt es aber inzwischen Untersuchungen.
Nicht nur, wenn es um Schulnoten und Beurteilungen geht, auch bei Bewerbungen.
Werden diese anonymisiert oder mit anderen Namen versehen, dann ist plötzlich jemand akzeptabel, der es plötzlich nicht war.
Alles immer nur Zufall? Sicher nicht.
Nicht umsonst kenne ich so einige, die meist aus Osteuropa stammen, die ihre Vornamen eingedeutscht haben und die Nachnamen der Ehepartner annehmen, der eben deutscher klingt.
Ich glaube, viele fühlen sich durch den Austausch unter dem Hashtag #metwo persönlich angegriffen oder nehmen diesen sonstwie übel. Ich versteh das nicht so ganz, man kann das doch auch einfach annehmen, ohne das ganze gleich mit "Die sind selbst rassistisch", "Das gibt es überall.", "Sind doch nicht alle so" usw. zu kontern und damit auch direkt oder indirekt kleinzureden. Niemand hat dort behauptet, dass ganz Deutschland rassistisch ist, aber die Beispiele zeigen, dass es durchaus Rassismus im Alltag gibt.
Unter dem Hashtag wird auch nicht nur die Frage "Woher kommst Du?" diskutiert, sondern extremere Beispiele. Persönlich kann ich im übrigen verstehen, warum die Frage "Woher kommst Du?", wenn man hier geboren und aufgewachsen ist, und immer wieder danach gefragt wird, auch nerven kann. Ich finde, man könnte die Frage auch anders formulieren, wenn es einen so brennend interessiert, vielleicht "Woher stammt Deine Familie ursprünglich?" .
Was ich besonders krass bei den vielen Beispielen fand, war die Diskriminierung durch Lehrer, das ist auch durch Studien belegt. Aber auch diese kleinen Gemeinheiten und Beleidigungen, die immer noch fallen.
Mein Mann hat selbst Migrationshintergrund, der in unserem Leben allerdings nur selten zu Rassismus führt, was mMn auch daran liegt, weil man weder über seinen Namen, noch sein Aussehen unbedingt darauf kommen würde. Sobald der allerdings bekannt ist, ändert sich das manchmal.
Ruru hat ja schon angesprochen, dass gerade auch der nicht deutschklingende Name zu Rassismus führen kann:
Wir haben gleichzeitig wie eine Kollegin und ihr Mann eine Wohnung gesucht. Meine Kollegin und ich hatten den selben Beruf, ihr Mann und mein Mann auch einen vergleichbaren Beruf, auch finanziell, Alter, Familienstatus waren wir absolut vergleichbar, einziger Unterschied bei meiner Kollegin, ausländischer Name und ausländisches Aussehen ihres Mannes. Wir haben sehr schnell eine Wohnung gefunden und waren bei den Vermietern Wunschkandidaten, bei meiner Kollegin genau das Gegenteil, lange, schwere Suche, teilweise nichtmal Einladung zu den Besichtigungen, sobald der Name genannt wurde. Das fand ich damals schon ziemlich krass. Inzwischen hat es sich verschärft, in München ist es ein offenes Geheimnis, dass ausländische Namen, die Wohnungssuche ziemlich erschweren können.
Ein befreundetes Pärchen, sie Deutsche, er ursprünglich Kosovo, inzwischen aber schon einige Jahre eingebürgert, haben sich dazu entschieden, dass der Familienname ihr "deutscher" Name ist, der kleine Sohn trägt damit den Nachnamen der Mutter und bei der Vornamenswahl hat er zwei Namen erhalten, einen deutschen und einen albanischen, wobei bei dem albanischen darauf geachtet wurde, dass er nicht wirklich "fremd" und auf gar keinen Fall muslimisch klingt. Ich finde es traurig, dass die leider reelle Angst vor späterem Rassismus und Benachteiligung zu solchen Erwägungen und Entscheidungen führt.