Zitat von
Aurélie
Ich denke es ist sehr schwer bis nicht möglich, von außen diese Verhaltensweisen nachvollziehen zu können.
Diese Frau hat sicher einige Schwierigkeiten mit ihrem Bindung- und Beziehungsverhalten, auch in ihrer eigenen Kindheit erlebt und erlernt..
Das Jugendamt bzw. genauer der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts ist eben immer in diesem Spannungsfeld zwischen Wächteramt und Kontrollinstanz.
Mittlerweile - und das wird in den einzelnen Kommunen noch unterschiedlich gut umgesetzt, so wie ich das sehe - werden mit dem neuen Kinderschutzgesetz hier allerdings gute Weichen gesetzt. Kinderschutz wird zunehmend als Netzwerkaufgabe gesehen mit allen beteiligten lokalen Akteuren. Hebammen (auch sogenannte frühe Hilfen), Ärzte, Kindertageseinrichtungen, Schulen usw.
Ich glaube nur so kann Kinderschutz gelingend umgesetzt werden. Das "Jugendamt" alleine kann diese Aufgabe gar nicht leisten.
Ich persönlich finde es auch komisch, dass hier immer der Zeigefinger nur auf das Jugendamt gerichtet wird. Was ist mit dem Arzt, der diese ganzen Verletzungen behandelt, aber eben nicht aktiv wird im Sinne des Kinderschutz? Seine Rolle wird im Film nur sehr kurz beleuchtet. Die Schweigepflicht ist in diesem Bereich übrigens längst nicht mehr gültig. Auch dies die U-Untersuchungen gesetzlich verpflichtend und in RLP zumindest wird das Jugendamt automatisch benachrichtigt, wenn Eltern U-Untersuchungen auslassen. Da kann das Jugendamt dann auch unangekündigt vorbeischauen.
Die Familienhelfer werden leider als absolut desaströs unprofessionell dargestellt.
Dass die eigentliche Erziehungshilfe nicht vom ASD-Mitarbeiter des Jugendamtes selbst geleistet wird, ist übrigens völlig normal, aber auch sinnvoll. Dieser entscheidet letztendlich, ob eine mögliche Entziehung des Sorgerechts vor Gericht geht und das ist schwer möglich, wenn man selbst intensiv mit einer Familie arbeitet, wo es natürlich wichtig ist, zunächst eine Beziehungsebene aufzubauen. Das sind auch keine Firmen im eigentlichen Sinne, sondern eher freie Träger der Kinder- und Jugendhilfe, wie auch bspw. die Awo, Caritas und eben kleinere, lokale Träger. Dass es natürlich auch hier umprofessionelle/überforderte Helfer gibt, ist nicht zu bestreiten.
Eine Sache, an der man meines Erachtens politisch ansetzen müsste, ist die Kindergartenpflicht.
Das Recht der Eltern ist sehr massiv, in vielen Belangen und hat möglicherweise weitestgehende Konsequenzen für Kinder.
Das Thema körperliche Misshandlung ist nicht recht "einfach" nachzuweisen. Das sieht bei den Themen Verwahrlosung oder seelische Misshandlung leider sehr viel schwerer aus. Da ist es unheimlich schwierig, eine Kindeswohlgefährdung nachzuweisen, was nicht bedeutet, dass diese Kinder weniger leiden, allerdings auf einer anderen Ebene.
Ich denke wir müssen uns als Gesellschaft im wesentlichen viel stärker mit der Bindungsforschung auseinandersetzen und dies auch spürbar für Familien und Institutionen politisch umsetzen. Mitarbeiter müssen darin geschaut werden, woran sie erkennen können wie die Bindungsqualität in einer Familie ist.