Nee, ist klar. Als die Gruppe am nächsten Morgen weiter gereist ist und wusste, dass er jetzt in der Wüste verdursten wird, hat sich natürlich niemand mehr einen Gedanken gemacht.
In dem Moment, in dem man anderen von seiner Absicht erzählt, lädt man ihnen die Verantwortung dafür auf. Denn sie könnten es dann verhindern, versuchen ihn aufzuhalten oder nach ihm suchen, und das weiß jeder in der Gruppe.
Wenn sie es nicht tun, bleiben sie mit der Frage zurück, ob das richtig war.
Und mein Eindruck ist, dass in diesem Punkt ein Wandel innerhalb unserer Kultur/Gesellschaft stattgefunden hat. Wer in den 1970ern auf Expeditionsreise ging (oder auf dem Hippie Trail reiste), glaubte an das Maximum individueller Entscheidungsfreiheit, und die umschloss womöglich auch zu entscheiden, wann es zu Ende ist. Inzwischen - mehr als 40 Jahre später - sieht man das ganz anders.
Die einzig relevante Werte-Einteilung in der Postmoderne: Witzig oder Nicht-witzig!
Ein Schicksal gibt es m.E. nicht. Alles andere wäre gruselig. Kein freier Wille, sondern nur Vorbestimmung. Und wer bestimmt da bitte vor? Hoffentlich nicht der Massenmörder Gott, oder wie der jeweils genannt wird.
Das mit der Beeinflussung ist schwierig. Es gibt ja z.B. klinische Depressionen oder einfach Lebensumstände, die man nicht mehr ertragen möchte. Ich kann als Zweiter/Zweite viel Liebe geben, aber wenn die nicht mehr hilft, hilft sie halt nicht mehr.
@spector, mit "Schicksal" meine ich die Kombination aus hereditärer Disposition und frühkindlicher Prägung. Gibt es eine Konstellation, die einen kein einigermaßen zufriedenes Leben führen lässt? Durch das Beispiel meines Verwandten habe ich das Gefühl, es gibt Fälle, da ist es nicht möglich, sich herauszukämpfen (weder mit noch ohne Therapie).
Was hat den die von Dir zitierte Aussage mit Method Acting zu tun? Method Acting beruht doch darauf, die eigenen Erfahrungen aus der Vergangenheit in die Rollen einfließen zu lassen.
Schauspieler, die für sich spielen (meist als eine Art Therapie für sich selbst - natürlich nicht bewußt) und welche, die nur für das Publikum spielen gibt es genug. Und ich persönlich finde, man spürt das als Zuseher. Egal - das führt zu weit. Was Daniel hier angeblich mit der Rolle passiert ist, passiert öfter, hat aber nix mit der Methode ansich zu tun. Das passiert, wenn SchauspielerInnen sich in den Rollen zu sehr wieder finden. Ich habe so ein Beispiel im entfernten Bekanntenkreis gehabt. Die Darstellerin hatte mit ihrer Lebensrolle auch eine zeitlang psychische Probleme mitbekommen. Ist nicht mehr so, war aber so.
Schwierig.
Ich lese gerade das Buch von Susanne Preusker "7 Stunden im April. Meine Geschichte vom Überleben". Die ganze Geschichte macht mich sehr traurig, denn letztlich hat sie NICHT überlebt sondern sich Anfang des Jahres, 9 Jahre nach der Tat, das Leben genommen.
Ich glaube nicht zwingend an "Schicksal" bei so etwas aber es zeigt, dass man manche Dinge auch mit professioneller Hilfe und einem liebevollen Umfeld nicht verarbeiten kann. Manchmal kommt man nicht "drüber weg" und die Zeit heilt auch nicht alle Wunden.