Ergebnis 1 bis 4 von 4
  1. #1
    bohemian barfly Avatar von spector
    Ort: Düsseldorf

    From Hero to Zero. Welche eurer Serienlieblinge findet ihr mittlerweile öde bis mies?

    Ich glaube, wir kennen das alle. Da ist eine grandiose 1. Staffel, man fiebert der näxten entgegen. Die ist vielleicht noch besser oder gleichgut. Aber schließlich erlahmt das Ganze und man schaut gar nicht mehr, ob es die überhaupt noch gibt. Oder schlimmer noch -- kauft sich in letzter Hoffnung Season X und das Jahr für Jahr immer wieder.

    Oft liegt es ja daran, dass die Showrunner eine geiles High-Concept haben, dass sich spannend über eine öknomische Staffel-Portionierung vollendet. Manchmal schon auf eine bestimmte Länge geplant und geschrieben (Mr. Robot), manchmal so genial erweitert, das es bis zum super-runden Finale nicht auffällt (Breaking Bad). Aber manchmal auch aus Quotengier totgeritten oder in die Ecke geschrieben. Nennen wir es das "Lost"-Syndrom (It was all about the characters...ähm.. and some mysteries, but we are not going to debate that).

    Mir ging es so bei folgenden Serien:

    House of Cards

    Die erste Staffel war genial! Es fängt erinnerlich damit an, dass Kevin Spacey einen Hund das Genick bricht und in die Kamera, also zu uns spricht. Er macht uns damit direkt zu Zeugen bzw. Komplizen, deren Schweigegeld die intelligente Unterhaltung ist. Fortan geboten vom Protagonisten und der Serie. Ein Emporkömmling, der mit wendungsreichen Winkelzügen Außenminister werden will und wird. So weit, so gut.

    Irgendwann ist er dann aber Präsident und dieses Isnogud-hafte "Ich möcht Kalif werden, anstelle des Kalifen" ist passé. Jetzt wabert das ganze nur noch auf der statischen Machtebene. Es gibt evtl. noch eine drohende Abwahl, auf die wir uns freuen würden, die aber nicht passiert. Aber die Quoten sind noch stark. Ein Zurück gibt es jetzt nicht mehr. Nicht für Frank Underwood und nicht für die Zuschauer. Um diese Statik zu überwinden, müssen die Autoren also das Ganze mit absurd Drastischem überwürzen. Da wird die Außenministerin per Präsident von der Treppe geschmissen (für ihn unerklärt folgenlos), seine Gattin vergiftet ihren Lover und --

    SPOILER ALERT
    -- schickt namenlose Killerkommandos los, um in Mafia-Manier alle ihre Feinde zu töten. Den letzten ersticht sie dann mit einem Brieföffner im Oval Office.

    Wer hätte gedacht, dass diese einst galante Serie, die anfangs durch das extrem kluge Spinnen der Intrigennetze fasziniertej, zu so seiner Sex and Crime Seifenoper mutieren würde?


    The Walking Dead


    Der Oscar-gekrönte Regisseur Frank Darabont hatte die Idee, die unter Liebhabern bekannte Graphic Novel zu verfilmen. Wer Darabonts Filme (The Shawshank Redemption, The Green Mile) kennt, weiß: Der Mann findet es spannend, wie normale Menschen sich unter extremen Bedingungen verhalten. Und genau das hat TWD zu Beginn ausgemacht. Die erste Staffel war ein Paradebeispiel für "der Mensch ist des Menschen Wolf. Oder nicht?". Es mussten sehr schwere moralische Entscheidungen in einer komplett neuen Welt getroffen werden. Es war eine intelligente Parabal. Zumal subjektiv erzählt. Wir stolpern mit Rick Grimes in dieses anarchische Welt der Untoten. Und Lebenden. Gerade die müssen aufpassen, dass sie nicht selber, im stumpf gierigen Überlebenswillen die "Walking Dead" werden. Dann war irgendwie Darabont raus.
    Acht Staffeln und Quoten später haben wir es mit einem Haufen Idioten zu tun, die verlässlich idiotische Entscheidungen treffen. Die verbliebenen Charaktere von Season One sind komplett entzaubert und jede Folge wird verzweifelt mit banalen Dialogen aufgefüllt, um die Drehbuchseiten auf 13 Folgen zu addieren. Zwischendurch noch alberne A-Team Action und komplett unlogisch handelnde Figuren. Die Zombies haben das Drehbuch gelesen, und bleiben langsam, wenn ein Dialog es verlangt. Werden dann aber wieder rasant, wenn sie Noname-Bösewichter zerfleischen sollen.
    Jeder einzelne Charakter switcht als Persönlichkeit so schnell, als würden die Autoren auf einem Speed-Date schreiben und irgendwie hat man den Eindruck, das Ensemble sei "über-castet". Das heißt, man schleppt schon seit Staffeln viel zu viel Nebenrollen mit sich rum. Das Problem dabei: Gibt man ihnen Szenen, interessiert es keine Sau. Gibt man ihnen keine, fällt auf, wie entbehrlich sie sind.

  2. #2
    Ok, Serienliebling ist sehr übertrieben. Vikings.
    Am Anfang noch aufregend, Ragnar (noch jung und heiß) will gegen den Widerstand seines Jarl etwas wagen, neue Wege bzw. neue Ufer beschrseiten. Und es klappt. Ein drittes Mal wehrlose englische Mönche oder Bauern abschlachten und SCHILDWALL!!! schreien wird dann aber langsam langweilig, also kriegen sie auch mal was auf die Nuss oder es muss ein größeres Ziel her (Paris). Soweit geht es noch. Für mich kippte es endgültig ins Lächerliche, als Kwentrith ihren Bruder vergiftete (er war so ein weinerlicher Lappen, dass man seinen Tod schon meilenweit vorhersah). (überhaupt - ein Opfer einer mehrfachen Vergewaltigung im Kindesalter wird als Erwachsene zur Nymphomanin? Finde ich sehr bedenklich).
    Und wenn es später mit der Handlung nicht mehr so läuft, müssen billige Sexszenen ran (plötzlich hat Lagertha was mit einer Frau, natürlich zum Anfang der Staffel, um was zu "bieten"... jeder mal mit jedem... der immer unsympathischere Ragnar und diese überflüssige Chinesin im Badezuber). Die Frauen führen ihre immer kunstvoller drapierten Flechtfrisuren aus und die Männerklamotten sind auf cooles schwarzes Leder gequält (Ivars mit dekorativem Kettenhemd-Appliqué an der Schulter). Sehr authentisch. Von Judiths Kleidern (9. Jahrhundert!) ganz zu schweigen.
    Angeblich wollte Hirst mit der Serie 100 Folgen schaffen. Ja, das merkt man, leider. Die letzte Staffel (vor der aktuellen) habe ich mir erspart, weil ich Ivar nicht abkann (2 Gesichtsausdrücke: fies/wütend oder rumschreiend mit Blut im Gesicht).

  3. #3
    Für mich war das Comeback von Akte X eine Enttäuschung.

  4. #4
    Zitat Zitat von spector Beitrag anzeigen
    Ich glaube, wir kennen das alle. Da ist eine grandiose 1. Staffel, man fiebert der näxten entgegen.


    House of Cards : Als die charismatischen und interessanten Charaktere alle weg waren, wurde es langweilig und dröge.

    The Walking Dead: Als die charismatischen und interessanten Charaktere alle weg waren, wurde es langweilig und dröge.

    Irgendwann sah ich nur noch durch die Gegend stolpernde Leute, die sich gegenseitig oder die Beißer abschlachteten. Und alle immer frisch rasiert und frisiert. Zu welchem Friseur die in dem ganzen Gemetzel gingen, blieb mir verborgen.

    Ist mir bei "Lost" ähnlich gegangen. Bei einigen Serien funktionieren auch viele Staffeln, wie "Die Sopranos", "Oz-Hölle hinter Gittern" oder "Sons of Anarchy" durch die Bank gut.
    Geändert von sheela (30-12-2018 um 04:55 Uhr)


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