Geändert von dedeli (20-12-2018 um 15:50 Uhr)
Je hochrangiger und prominenter Interviewpartner sind, umso eher erwarten sie, gegenzeichnen zu können. Da sie nicht so "austauschbar" sind, wird das akzeptiert.
"Otto Normalverbraucher" und "Ottilie Normalverbraucherin" kämen entweder gar nicht auf die Idee oder dann wird halt jemand anderes für das Interview genommen.
Viele ganz sicher.
Aber erstens kann sich jede/r Journalist nennen, weil die Berufsbezeichnung so wenig geschützt ist wie "Therapeut/in". Also jede/r hier im IOFF könnte sich Journalist/in nennen und irgendwo posten, meinetwegen einen Blog, in dem er oder sie völlig unredigiert krudeste Artikel veröffentlicht. Wenn es extrem genug ist, wird sich auch schnell eine treue Leserschaft finden.
Und abgesehen davon, ist der Markt für Journalistinnen und Journalisten durch die neuen Medien viel schwieriger geworden. Der Print-Journalismus kämpft um sein Überleben.
News verbreiten sich über Twitter und Co. sekundenschnell. Es ist wahnsinnig schwierig, rasend schnell und gut recherchiert zu berichten, wenn anderswo einfach jeder Quark rausgehauen wird, der ungeprüft weitergetwittert wird.
Das kann man hier im IOFF doch gut beobachten. Sobald eine Sensationsmeldung rausgeht, überschlagen sich Fakten und mehr noch Gerüchte, weil es noch gar nicht viele Fakten gibt.
Medien, die sich zurückhalten, weil es noch keine belastbaren Informationen gibt, kommen schnell ins Hintertreffen und werden kritisiert.
Geändert von Marmelada (20-12-2018 um 17:35 Uhr)
Ich gehe jetzt erstmal von den festangestellten Journalisten bei der "normalen" überregionalen Presse aus - SPON, FAZ, SZ, usw. werden bestimmt nicht irgendwelche Schreiberlinge haben, sondern die besten. D.h. renomierte Universitäten und Schulen wie die Henri-Nannen-Schule.
Ansonsten hast du natürlich recht - was Blogs, twitter, yt-Channels betrifft - das ist ziemlich unkontrolliert.
Das stimmt. Aber da muss sich auch jeder selbst mal hinterfragen, ebenso wie beim online-Handel. Will ich, dass bestehende, gute Strukturen erhalten bleiben oder ist es mir scheißegal, was hinter den Kulissen passiert? Hauptsache bequem und billig? Wir haben seit geraumer Zeit eine Zeitung im Bezahlabo, eben auch vor dem Hintergrund, dass Leistung auch bezahlt werden muss.Und abgesehen davon, ist der Markt für Journalistinnen und Journalisten durch die neuen Medien viel schwieriger geworden. Der Print-Journalismus kämpft um sein Überleben.
News verbreiten sich über Twitter und Co. sekundenschnell. Es ist wahnsinnig schwierig, rasend schnell und gut recherchiert zu berichten, wenn anderswo einfach jeder Quark rausgehauen wird, der ungeprüft weitergetwittert wird.
Übrigens, twitter mag ich aus den von dir angesprochenen Gründen nicht.
watergate
zitat aus wiki: "Obwohl die oft nachzulesende Behauptung, Woodward und Bernstein hätten Watergate „aufgedeckt“, teilweise als stark überzogen bewertet wird,[3] gilt ihr Einsatz zur Kontrolle des Staates durch die „Vierte Gewalt“ heute häufig als beispielhaft für investigativen Journalismus."
SpOn hat jetzt eine Liste aller Artikel Relotius' zusammengestellt:
Quelle und vollständiger Artikel: http://www.spiegel.de/kultur/gesells...a-1244901.htmlClaas Relotius hat Dutzende Artikel im SPIEGEL und bei SPIEGEL ONLINE veröffentlicht. Hier eine Liste aller seiner Texte aus den Jahren 2011 bis 2016, die digital verfügbar sind - inklusive der Texte, bei denen er als Co-Autor auftrat.
....Quelle und vollständiger Artikel: http://www.spiegel.de/kultur/gesells...a-1244892.html.... eine Liste aller seiner Texte aus den Jahren 2017 bis 2018 ....
Sowie zu einigen Fragen von Lesern Stellung bezogen:Quelle und vollständiger Artikel: http://www.spiegel.de/kultur/gesells...a-1244802.htmlBeim SPIEGEL hat die Aufarbeitung des Fall Relotius begonnen. Wir haben eine Auswahl der häufigsten Fragen von Leserinnen und Lesern gesammelt - und beantworten sie so gut wie möglich. ....
https://www.indiskretionehrensache.d...otius-spiegel/
Die Chefredaktion des „Spiegel“ selbst wählt aber genau dieses Mittel der wortbrummigen Pseudoreportage um die Affäre Relotius zu erläutern. Wie Ex-Spiegelaner Stefan Niggemeier in einem höchst lesenswerten Artikel bei Übermedien (...) analysiert, wählt Co-Chefredakteur Ullrich Fichtner dabei ein Stilmittel, für das Relotius am Pranger steht: Er erfindet Gefühlslagen und spielt Zeitmaschine. So schreibt Fichtner beispielsweise: „Es beginnt Claas Relotius‘ letztes Jahr als Journalist, 2018.“
Wirklich? Wird dem so gewesen sein?
Ich habe da so meine Zweifel. Ein anderer großer Fälscher des Journalismus heißt Tom Kummer. Er erfand über Jahre hinweg Interviews, 2000 flog er auf. Und danach? Neue Chance, auf neue Chance, immer wieder gefälschte Geschichten, mal für die „Berliner Zeitung“, mal für die Schweizer „Weltwoche“, immer wieder fliegt er auf, das letzte Mal vor zwei Jahren. Jeder weiß um die Geschichte von Kummer, es interessiert Chefredaktionen höchst renommierter Blätter aber einen Scheißdreck, ob jemand ein Serienfälscher ist.Fichtner selbst zitiert den Spruch Rudolf Augsteins, der im „Spiegel“ Verlag an der Wand verewigt ist: „Sagen, was ist.“ Er selbst hält sich 40.000 Zeichen lang nicht daran. Der unkundige Leser wird eher verwirrt, der journalismusaffine genießt eine Seifenoper.
Der Link hier drüber ist ein gutes Beispiel. Wird ohne Kommentar verlinkt, klingt wie ein Artikel. Allerdings sagt das nichts über die Qualität, denn der Autor ist ein Blogger. "Journalist, Reporter, Unternehmensberater und im Grunde ein digitaler Tausendsassa."
So funktionieren mediale "Information" heute häufig. Da gibt es keine Redaktion, keine Prüfung, nichts. Aber es wird stumpf weiter verlinkt.
Sorry, aber jemanden vom Renomee eines Thomas Knüwer als „ist nur ein Blogger“ zu diskreditieren, spricht eher für uninformierte Arroganz.
Der Mann ist nicht irgendjemand, er ist einer der digitalen Vordenker in diesem Land, hat eine journalistischen Hintergrund, hat langezeit beim Handelsblatt gearbeitet, hat das deutsche wired mitentwickelt (auch wenn es letztendlich keinen Markt gefunden hat) und sich, da das digitale in Deutschland immer noch stiefmütterlich behandelt wird, letztendlich als Berater selbstständig gemacht (BTW mit einigen sehr bekannten Kunden).
Man kann Robin vorwerfen, die Links unkommentiert hingeklatscht zu haben, das hat aber nichts mit der Relevanz des Autors zu tun.
Geändert von ruru (21-12-2018 um 18:51 Uhr)
Die 23 Seiten zum Fall im Spiegel als pdf frei verfügbar http://www.spiegel.de/media/media-43950.pdf
Ja, ich habe seinen Hintergrund dann auch ge-xingt.
Dennoch ist es ein unredigierter Blog. Also ein Text, den niemand gegenliest und redigiert, in dem er ungeprüft alle möglichen Behauptungen aufstellen und weiter verbreiten kann. Es ist ein Stück ungeprüfter und freischwebender Journalismus.