es gibt so viele gründe für neue denkansätze.
das beginnt schon mit der digitalen emanzipation. sie hat die welt wesentlich komplexer gemacht, denn man kann nicht von vornherein sagen, die unterschiedlichen beobachtungen und sichtweisen von menschen seien bis auf eine einzige falsch. man kann auch nicht die zahnpasta in die tube zurück schubsen, als dürften die alle das internet nicht nützen, um ihre sichten und ansichten mitzuteilen.
JA, sie dürfen die presse konkurrieren, denn wo soll ein privileg her kommen? es ist nicht so wie im ostblock, wo nur geprüfte musiker für geld spielen durften.
das privileg ist rein prozedural, der chefredakteur feuert einen journalisten und stellt einen anderen ein. der eigentümer oder hauptaktionär feuert den chefredakteur und stellt einen anderen ein. dazu gibts ohnehin jede menge reine bullhorns bzw parteiblätter und politisch klar polarisierte medien, die "altera pars" immer nur als solches darstellen, die sicht der _anderen_ seite, damit jeder weiss, wohin er gehört.
armin wolf sagt, die presse müsse stellung beziehen. ich stimme nur teils überein, da die stellungnahmen zu oft die fakten verzerrt bzw in einem einseitigen licht erscheinen lässt.
ich denke, es herrscht eine überhebliche haltung, nämlich eine schattenregierung sein zu wollen, eine "demokratische" instanz, die mit regiert, ohne je abwählbar zu sein. denn die kohle kommt nicht von der masse der leser, sondern von inserierenden lobbies und konzernen, und von querfinanzierung über die eigentümerstruktur.
abby martin sagt, jeder autor ist bis zu einem gewissen grad unweigerlich parteiisch bzw durch interessen, motive und sichten vorbelastet.
sie sagt aber auch, bei ihrer tätigkeit in nichtwestlichen medien habe sie zwar konflikte, aber sehr wenig direkte gängelung erfahren, sondern hat bis heute grosse redaktionelle freiheit, und die einflussnahme um diese freiheit zu begrenzen, sei eher von westlichem druck her gekommen.
kann ja nich sein, oder?
ich halte eine klare trennung von news und bewertung für unbedingt notwendig. die wortwahl in den news sollte nicht bereits unterschwellig bewertungen vorgeben. das ist so eine anbiederung an alles und jedes.
bei asiatischen medien schätze ich sehr die akzeptanz des stolzes, sich nichts einreden zu lassen. einerseits gibt es die oligarchenmedien, die kein hehl machen, dass sie vorgeben, wie zu denken ist, und jedes kind weiss das. dann ist es halt eine frage der generellen "compliance" und zugehörigkeit, wie anderswo auch.
andererseits gibt es sehr viele medien, die klar machen, dass sie die einstellung haben, dass die direkte bewertung aber das vorrecht des publikums ist, und man sich nicht erdreistet, denen was vorzubeten. man hütet sich, politische player zu beleidigen, und ihr publikum sauer zu machen. man bietet aber informationen an, die nicht jeder so leicht bekommt, man recherchiert und fragt durchaus mit nachdruck.
auch rappler.com ist eher zurückhaltend, und lässt meistens die reinen fakten für sich sprechen, ohne ihren senf dazu zu geben.
mich stört, dass bei einer pressekritik oft aufgeheult wird, als gäbe es nicht die bild und die kronen zeitung, die sun und all die tabloids. als wären die nicht die platzhirsche, die die öffentliche meinung bestimmen wollen.
und dann wollen es angeblich seriösere medien aber genauso machen.
ich finde, sie müssen sich nicht nur im wortstil, sondern auch in der strategie unterscheiden, wie sie an das publikum herantreten und warum.