Wieso breitgrinsend? Hättest du Spaß daran?
Im Ernst: Wer solche Fantasien hat, und sich noch öffentlich damit brüstet, den finde ich weit bedenklicher als jemanden, der sich - aus Gründen, über die wir nur spekulieren können - das Video einer solchen Tat anschaut, oder es weitergibt.
Dem kann ich mich nur anschließen.
Menschen die solche Videos teilen/verschicken, sollte man konsequent aus seiner "Freundesliste" entfernen.
Ich hatte neulich ein Gespräch mit einem Bekannten, der des öfteren solche und ähnliche Videos aus Kriegsgebieten teilt und anschaut. Er hat mir einen Grund genannt, den ich zumindest halbwegs nachvollziehen kann. Wir sollten uns das ansehen und das ebend ertragen....als eine Art von Respekt und Zeugnisnahme....ähnlich den Bildern von den Toten der Konzentrationslager.
Darüber kann man sicher streiten, aber es steckt nicht hinter jedem Teiler ein sensationslüsterner Spanner.
Videos von Tätern, Christchurch, ISIS usw. sollten niemals geteilt werden. Wenn sich jemand das Leid in Kriegsgebieten ohne Bilder nicht vorstellen kann, hat bereits eine emotionale Abstumpfung stattgefunden, da mit Respekt zu argumentieren ist für mich durchsichtiger als sich einen Splatterfilm zur reinen Unterhaltung anzuschauen und das wenigstens zuzugeben.
Die Bilder der Toten aus den KZ's wurden von den Befreiern verbreitet, historische Zeugnisse eines Massenmords, den die Täter eben nicht öffentlich machten - die Intention der Verbreitung war die Korrektur.
Entscheidend ist nicht die Intention, sondern die Wirkung - die kann eine ganz andere sein, als die Intention.
Ob im konkreten Fall das Betrachten und Verbreiten einen Mehrwert hätte, sei dahingestellt. Aber vorhandenes Bildmaterial grundsätzlich deshalb nicht zu nutzen, weil seine Verbreitung von den Tätern gewollt war, würde bedeuten, den Tätern die Macht zu geben, Euer Handeln zu bestimmen.
Der Zweck der Tätervideos ist kein aufklärerischer, sondern soll die Opfer und ihre Angehörigen demütigen und Angst schüren.
Mit der Argumentation, die der Bekannte von Hope_N nutzt, könnte man auch Videos von Missbrauchsopfern an die Öffentlichkeit bringen. Eigentlich ist es ganz einfach: Man stelle sich vor, die abgebildeten Menschen seien Angehörige. Will man solche Bilder allgemein verfügbar machen?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ehrlich gesagt finde ich diese moralisierende Oberhoheit, wie mit sowas zu verfahren ist, mindestens verdächtig, oder heuchlerisch.
Es gibt Leute die sind geradezu ekelhaft neugierig, manche berauschen sich an sowas, andere sehen sich sowas wirklich an, um, naja, ES zu sehen. Das Ereigniss mit eigenen Augen wahrzunehmen.
Ausserdem ist das auch von Kultur zu Kultur unterschiedlich.
Ich finde, es gibt weitaus schlimmere Sachen als so ein Video zu teilen.
Ein Grund um pauschal eine evtl. langjährige Freundschaft zu beenden ist es für mich auf jeden Fall nicht.
Was ist mit Bildern und Videos von Hungerkatastrophen, dem Elend im Jemen, dem Zeigen von Live Bombardierungen in Syrien....all das schauen wir uns an...sind Zeuge, wie Kinder vor den Kameras verhungern, im Meer ertrinken...! Diese Bekanntmachungen erfolgen in der Regel innerhalb journalistischer Strukturen. Jetzt sind wir Zeuge von Terror direkt durch den Täter geworden und dessen Intention wird hoffentlich das Gegenteil bewirken.
War eine Verbreitung des Videos nötig? Sicher nicht. Ist es grausam? Selbstverständlich. Aber diese
Metadiskussion darüber nimmt den Blick und das Interesse von den Opfern und den Ursachen. Und deswegen ist sie an dieser Stelle für mich beendet.
Geändert von Hope_N (22-03-2019 um 10:15 Uhr)