Was darf
Freiheit kosten?
Nein, was Du da schreibst ist eine dummdreiste Pauschalisierung und Übertreibung. Vielleicht möchtest Du Dich über Deine oberflächliche Sichtweise "Die jetzigen Jugendlichen sind vom ersten Tag an in absolutem (und ungesundem) Überfluss aufgewachsen." ja mal mit Eltern und Jugendlichen unterhalten, die im Alltag jeden Cent umdrehen müssen. Die werden Dir dann vielleicht mal was zur Realität erzählen. Oder mit Eltern, die zwar über Geld verfügen aber ihren Kindern dennoch dessen Wert vermitteln. Auch etwas, was scheinbar in Deine Weltsicht nicht reinzupassen scheint.
Was darf
Freiheit kosten?
Ja natürlich. Aber man kann das ja mal zum Anlass nehmen, es mit der eigenen Beobachtung abzugleichen.
Beispielsweise der Punkte mit den abgepackten Sandwiches aus dem Kühlregal. Hat man selber schon mal darauf geachtet, von wem die gekauft werden? Oder: Was machen die Abiturienten aus dem eigenen Bekanntenkreis nach dem Abi - Fernreise, oder BuFDi im lokalen Seniorenheim? Oder was ganz anderes? Ich finde schon, dass man sich auf dieser Ebene austauschen und dabei neue Einsichten gewinnen kann. Auf dieser Weise kann der eigene enge Blickwinkel geweitet werden. (Reisen wäre eine alternative Möglichkeit - aber die ist ja neuerdings verpönt ...)
Die Diskussion krankt vor allem daran, dass es um individuelles Verhalten (inklusive Schuldzuweisungen) geht. So wichtig der kritische Blick auf das eigene (Konsum-)Verhalten ist, die Welt wird nicht von ein paar Handvoll Super-Ökos gerettet. Sondern von politischen Maßnahmen, die schleunigst in den demokratisch gewählten Parlamenten und Regierungen umgesetzt werden müssen.
Konkrete Beispiele, die drei Forderungen von Fridays for Future Deutschland für das Jahr 2019:
1. 25% Kohlekraftwerke abschalten. Das kann ich als einzelner mit meinem Konsumverhalten nicht beeinflussen. Selbst wenn ich meinen Stromverbrauch deutlich reduziere und zu einem der vier echten Ökostromanbieter wechsle, wird dadurch kein einziges Kohlekraftwerk stillgelegt. Die Regierungen können aber sehr wohl Kraftwerke stilllegen lassen.
2. Ende der Subventionen für fossile Energieträger. Da kann ich als Konsument exakt gar nichts machen. Das können nur die Parlamente und Regierungen.
3. Einführung einer Steuer auf alle Treibhausgasemissionen. Auch da kann ich als Komsument exakt nichts machen. Im Gegenteil, ohne eine solche Steuer und dem damit verbundenen Preissignal habe ich als Konsument keine ausreichenden Informationen, was denn nun jeweils das CO2-freundlichere Gut (Ware, Dienstleistung) ist. Diese Steuer kann nur von Parlament und Regierung umgesetzt werden.
Es gibt noch zig andere konkrete Beispiele, wo ich auch beim besten Willen als einzelner wenig Einfluss habe, Parlament und Regierung aber relativ zügig für Veränderungen sorgen können. Als Mieter habe ich keinen Einfluss auf Wärmedämmung, Heizungsart, Warmwassererzeugung; als einzelner Radfahrer keinen Einfluss auf den Ausbau von Radinfrastruktur, usw.
Dem Versuch seitens der Lobbies, diesen Lobbies dienender Medien und Politiker, die Verantwortung auf einzelne abzuwälzen, muss man entschieden entgegentreten. Das ist lediglich Sand in die Augen des Publikums und führt zu gegenseitiger Selbstzerfleischung - wie sehr schön in diesem Thread demonstriert.
Du sihst / wohin du sihst, nur eitelkeit auff erden.
Vor allen Dingen sollten diese Leute (grade wenn sie sich auch noch PolitikerIn nennen) ihre Zeit, statt auf junge Leute, die wenigstens den Hintern hochkriegen rumzuhacken, darauf verwenden etwas gegen das Problem zu unternehmen und aktiv zu werden. Zeit genug hätten sie gehabt und erstmal stehen sie in der Verantwortung.
Ist doch müßig, jedes Fitzelchen aus dieser Ecke aufzunehmen, wo doch klar sein müsste, was das Ziel ist: Mal wieder Feindbilder aufbauen und Stimmung machen, das geht immer am besten, wenn es eine ganze Gruppe betrifft, die gerade im öffentlichen Mittelpunkt steht.
Das Interview mit dem jungen Organisator zeigt doch, dass das wieder nur Nebelkerzen waren. Außerdem gehe ich davon aus, dass in jeder Stadt, wo schon demonstriert wurde die Lokalpresse berichtet und auch die jeweiligen Organisatoren interviewt und vorgestellt wurden. So war das zumindest hier.
Ich hoffe nur, dass diese jungen Leute sich nicht durch solche Vorwürfe verzetteln und meinen alles und jedes erklären zu müssen. Sie sollten sich weiterhin um ihre, diese wichtige Sache kümmern und ihre Zeit und Nerven auf weitere Aktionen verwenden und vor allem - nicht resignieren. Das haben leider viele aus meiner Generation, nach all den "Kämpfen" in den 70er, 80er Jahre. Einige Erfolge gab es, aber irgendwie scheint alles wieder rückwärts zu gehen. Ich finde, wie waren schon mal weiter.
Geändert von storch (18-04-2019 um 14:54 Uhr)
Diesem Artikel nach scheint das ja nicht der Fall zu sein, denn die Stiftung darf die Spendengelder ja gar nicht an FFF weiterleiten, sondern nur unmittelbar selbst für ihre satzungsmäßigen Zwecke verwenden oder an andere gemeinnützige Organisationen weiterleiten, was FFF jedoch nicht ist. Daher kann FFF nur ein eigenes Projekt der Stiftung sein, wenn sie die Spendengelder verwenden wollen und Spendenbescheinigungen austellen wollen.
https://www.tichyseinblick.de/meinun...hoert-anderen/
...
Geändert von Golden Girl (18-04-2019 um 15:13 Uhr)
(Nur) von „politischen Maßnahmen“, Hotblack.
Da habe ich arge Zweifel.
Wenn ich z B nur an die „gut gemeinte“ aber katastrophal schlecht ausgeführte „Energiewende“ denke. Usw.
Ich denke, das Bewusstsein dafür, dass es wirklich „5 vor 12“ ist, muss in jedem Kopf ankommen.
Und jeder, der auch nur einen Funken Anstand besitzt, der soll dementsprechend tun was er kann.
Im Prinzip hast du Recht. Allerdings stehen ihnen da auch oft die Bürger im Weg. Nach Fukushima wollten alle ganz schnell von der Atomkraft weg. Aber Stromtrassen in der Nähe des Hauses wollen Bürger auch nicht und klagen. Das Gleiche mit Windrädern, sehen nicht hübsch aus und rauschen so unangenehm. Neee, die wollen wir dann lieber auch nicht. Der Mensch ist nunmal oft widersprüchlich in dem, was er will und seinem Handeln.
Wenn 25% der Kohlekraftwerke sofort abgeschaltet werden, muss Deutschland dann Strom dazu kaufen? Und wenn ja, von wem? Von den Polen? Den Franzosen? Ich habe keine Ahnung.
Heute guck ich kurz in die Nachrichten, es geht um G5. Das Dorf will schnelles Internet, aber den dafür notwendigen Mast will ein Teil des Dorfes wegen der Strahlung nicht. Stillstand und Stress.
Geändert von Giftnudel (18-04-2019 um 15:12 Uhr)
Diese Mitschuld kannst Du laut dem Psychologen Erikson nur zulassen, wenn Du entwicklungspsycholgisch den Spagat zwischen Generativität versus Verbitterung erfolgreich gemeistert hast.
Die erfolgreiche (gesunde) Psyche entwickelt demnach im späten Erwachsenenalter das Bedürfnis, der nachfolgende Generation das selbst Gelernte zur Verfügung zu stellen. Teils weil man es den Jungen ersparen möchte, jede (schwere) Erfahrung selbst machen müssen. Teils weil man erfahren hat, was wirklich wertvoll ist und das absichern möchte.
Wessen Psyche aber mit Unzufriedenheit kämpft, mit Enttäuschung oder wer nicht gelernt hat, anderen zu vertrauen, entwickelt stattdessen Neid auf Jüngere. Das sind dann die klassischen, meckernden Alten.
Ich halte es für irreführend, hier auf ominöse Lobbies zu verweisen. Damit soll anscheinend ein Feindbild geschaffen werden und verschleiert werden, dass die Erfüllung der genannten Forderungen die breite Masse belasten würden.
Wenn von Lobbies geredet wird, impliziert das, dass es einzelne Branchen oder große Unternehmen seien, die durch diese Maßnahmen belastet würden, und die deshalb dagegen seien, und dafür ihre Lobbyisten vorschickten. Aber wenn ich versuche, die Verantwortung auf einzelne abzuwälzen, und zwar auf alle einzelne, dann tue ich das nicht im Auftrag eines Branchenverbandes oder eines Unternehmens, sondern um meine eigenen höchstpersönlichen Interessen zu schützen. Das vorzeitige Abschalten von Kohlekraftwerke erhöht auch meine Stromrechnung, und eine CO2-Steuer verteuert nahezu alle Waren und Dienstleistungen für die breite Masse.