Scholz wird es vermutlich in die Stichwahl schaffen, einfach weil er natürlich der bekannteste Kandidat ist. In der Stichwahl sehe ich dann aber das andere Paar vorne, nur wer das am Ende sein wird, ist bislang recht offen. Vielleicht wird es ja auch noch die ein oder andere Aufgabe geben.
Es hat schon ein gewisses "Geschmäckle", dass Herr Scholz ziemlich regelmäßig in bekannten Talksendungen auftritt (zuletzt Will, Illner), während die MitbewerberInnen diese Gelegenheit nicht erhalten. Aber langsam rege ich mich über mich selbst auf, dass ich mich überhaupt so über die wohl unvermeidliche Scholz-Wahl aufrege. Warum liegt mir immer noch so viel an dieser Partei, die sich über die letzten Jahre selbst derart disqualifiziert hat?
Weil sie über viele Jahrzehnte gute Politik gemacht. Nie revolutionäre, aber immer sie stand immer hart im Wind für Freiheit und für die Rechte der Schwachen.
Leute wie Schröder haben die Partei kaputt gemacht. Jener, der selbst Typen wie Honecker ehrenwert fand, und wo er heute ist, naja, er wird nicht der letzte sein.
Heute meinte ein SPD Mitglied im Radio, er komme sich bei der SPD momentan vor wie im Swingerclub.
Das ist doch Quatsch.
https://www.hdg.de/lemo/biografie/annemarie-renger.html1982
Renger fordert [Annemarie Renger] die SPD dazu auf, zurück zu den Tugenden der traditionellen Sozialdemokratie zu kehren.
1982 hatte demnach die SPD schon den Tugenden der traditionellen Sozialdemokratie den Rücken gekehrt.
1982 - das war lange vor Schröder. Damals war Willy Brandt Parteivorsitzender und Herbert "Kurt Funk" Wehner Fraktionsvorsitzender.
Und weil Annemarie Renger das 1982 gefordert hat, heißt das automatisch, dass die SPD schon 1982 nicht mehr die ursprünglichen Werte der SPD gelebt hat? Interessante These.
Verstehen Sie?
Die Realpolitik von Schmidt war Garant für die Wahlsiege 76 und 80. Bei der Wahl zum Kanzler 80 fehlten ihm schon einige Stimmen aus der eigenen Fraktion, und hätte die Union damals nicht Strauß aufgestellt, wer weiß, ob er überhaupt Kanzler geblieben wäre.
Seine Beliebtheit insgesamt stieg auch erst sprunghaft an, als er nicht mehr im Amt war.
Und Sozialkürzungen hat es unter ihm nicht gegeben. Auch, wenn es Überlegungen gab, zB das Bafög auf Leihbasis umzustellen, gemacht haben es dann die Schwatten.
Zum Wechsel zu Kohl kam es dank der FDP, die Kohl erst zu einer Mehrheit verholfen hat.
das melken eines leeren euters bewirkt nur,
das man vom melkstuhl gestossen wird.
rise and rise again until the lambs become to lions.
Diese Jahreszahlen weisen doch schon auf ganz andere Verhältnisse hin. Der verklärte, sozialromantische Rückblick auf die alte SPD begründet sich doch in einer Zeit als Gewerkschaften noch stark waren, Massenstreiks in der Industrie Sympathien weckten, Arbeiterrechte noch erkämpft werden mussten, Arbeitslosigkeit ein großes Thema war. In den Zechen waren Kumpel noch Kumpel. Sozialhilfeempfänger galten oft als asozial.
Das ist heute für viele nicht mehr zeitgemäß.
Ein Helmut Schmidt in der heutigen Realität wäre wohl in der CDU. Allein mit seinen Freundschaften und Netzwerken wäre er für manche schon der Feind. Er lobte ja auch Schröders Agenda 2010. Mit seinen politischen Ansichten und Haltungen keine linke Alternative.
Im Rückblick wird er doch meist auf die linksterroristischen Ereignisse um die RAF und dem Deutschen Herbst begrenzt, geehrt und in Erinnerung bleiben.
Wo gibt es denn noch klassische "Arbeiter", die bei Grosskonzernen arbeiten, die eine grosse Anzahl Arbeitsplätze auch für niedrigqualifizierte anbieten können, damit diese sich einen gewissen Wohlstand leisten können?
Die Kohle soll ja bis 2038 abgeschaltet werden und Atom in den nächsten Jahren. Das kann Solar- und Windenergie nicht bieten.
Wo gibt es noch das klassische Milieu, bei der Arbeit/Gewerkschaft/Vereine/Sportklubs, wo die Arbeiter unter sich bleiben und dazu geraten werden die SPD zu wählen?
das melken eines leeren euters bewirkt nur,
das man vom melkstuhl gestossen wird.
rise and rise again until the lambs become to lions.
Amazon zB?
Und da liegt doch das Kaninchen schon in der Senfsoße. Ja, es sind Arbeitsplätze, aber die Bezahlung ist suboptimal, die Arbeitsbedingungen schlecht. Sagen zB die Gewerkschaften. Aber jede Arbeit ist ja besser als keine laut den Agendaisten.
Es gibt genug zu tun für die SPD, aber sie weiß nicht, was sie will. Und was sie will., ist nicht sozialdemokratisch. Dazu Rezepte aus der Vergangenheit, die Vermögenssteuer lockt doch keinen hinter dem Ofen vor, man wird die falschen treffen. Die da oben sichern schon ab.
Jetzt klärt sie Personalfragen über Monate. Ich fühle mich gut unterhalten, aber das kann ja nicht der Sinn der Veranstaltung sein.
Scheint aber z. Zt. halt gefragt zu sein - von daher machen die Genossen doch einiges mal richtig.
Ich fand den Olaf für Hamburg gut - allerdings hier würde ich mich anders entscheiden - für wen weiss ich nicht wirklich .
Der Klingbeil ist ja leider nicht dabei - also mal sehen