Genau solche Strukturen meine ich unter anderem mit meiner Aussage. Wenn ein Klient sein altes, drogenbelastetes Umfeld aufsucht ist es nur eine Frage der Zeit bis zum Rückfall. Das ist zwar bekannt, aber wie soll es berücksichtigt werden?
Ich bin auch keine große Anhängerin des Therapie statt Strafe Paragaphen. Zu oft sind mir Straffällige begegnet, die extra vor Untersuchungen konsumieren nur um von diesem Paragraphen zu profitieren. In der Szene ist das auch kein Geheimnis.
Was ich auch fragwürdig finde sind die langen Wartezeiten auf Therapieplätze (nicht zu vergleichen mit Entgiftung, das geht schneller). Meines Erachtens sollten sie dezentralisiert werden, entgegen der aktuellen Praxis. Wenn die Einrichtung nur ne Stunde vom Szeneort entfernt ist, kann man sich denken, was passiert. Jetzt kann man zwar aufschreien "Du kannst die Patienten doch nicht ihrem Lebensumfeld entziehen", aber sorry, da ist meine Haltung recht strikt. Ohne dauerhafte Entziehung kein dauerhafter Erfolg.
Weiteres Problem sind Haustiere, besonders Hunde. Es gibt kaum therapeutische Einrichtungen, die Hunde mitaufnahmen. Was auch normal ist, denn es geht auch um die Gesundheit und Fürsorge anderer Patienten. Das ist für Klienten, die an ihren Hunden hängen, eine Hemmnis. Hier könnte man spendenfinanziert ein Tierheim für genau solche Hunde in Einrichtungsnähe errichten. Zumindest als Versuch. Mir ist so etwas nicht bekannt.
Außerdem meine ich mit meinen Kommentar wie schon angesprochenen eine gewisse Willkür in der Ambulanz. Ich habe es selbst erlebt, dass bei Patient X ein täglicher Beikonsum von Cannabis überhaupt keine Folgen hatte während Patient Y deswegen aus dem Programm geflogen ist. Es gibt zwar Empfehlungen bzw. Richtlinien, doch werden diese nur so la la umgesetzt.
Ich habe in einer Kleinstadt in NRW sowohl in der Substiutionsambulanz als auch bei einer Drogenberatung eines kirchliches Träger gearbeitet. Beides jeweils nur wenige Monate im Rahmen eines Studiums, doch das hat mir gereicht. NRW steht übrigens meiner Meinung nach in Sachen Drogenpolitik dem Klischeebild Bayern in nichts nach. Vor zehn Jahren war es vielleicht liberaler.
Doch aktuell kenne ich einen Fall, wo ein Ersttäter wegen einem Gramm Marihuana verurteilt wurde. Da frage ich mich wirklich nach Sinn und Unsinn.
Weiter im Text... Was ich in der Drogenberatung beobachtet habe, meine Güte, das sind teilweise prekäre Zustände. Ich gehe davon aus, dass 90 Prozent der Klienten lügen. Damit schneiden sie sich ins eigene Fleisch, doch ihnen das klar zu machen ist meist vergebens. Ihre Vorerfahrungen sind sehr negativ. Sie sehen in allen einen Feind, was machmal leider auch berechtigt ist.
"Was soll man noch tun, wenn Süchtige noch in der Therapie konsumieren?" Zum einen würden häufigere und auch unangemeldete Screenings schon etwas bringen. Diese sind recht teuer, weshalb sie nur gewählt eingefordert werden. Anders bleibt die Praxis auf den Kosten sitzen. Das ist ein wirtschaftliches Problem. Im nächsten Schritt kommt dann Transparenz und Konsequenz. Ist ein Patient richtig eingestellt, dürfte es keinen Beikonsum geben. Gibt es ihn dennoch und will/kann nichts am Substitut geändert werden, braucht es auch keine Therapie. Es sind verbrannte Ressourcen auf Kosten aller.
Wenn jemand konsumieren will, wird er einen Weg finden.
Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Es steht und fällt alles mit der Verfügbarkeit, der Qualität und der eigenen finanziellen Möglichkeiten. Heroin ist an sich eine sehr gut integriebare Alltagsdroge, SOFERN der Stoff nicht mit all den schädlichen Zumischungen gestreckt wurde. Mit Straßen-H dauerhaft arbeiten kann ich mir nicht vorstellen.Du kannst dir nicht vorstellen wie viele Abhängige, die in kurzen Anständen was brauchen oder zumindest nehmen, im Arbeitsleben stehen, ohne dass ihre Kollegen das mitkriegen.
War die Frankfurt-Folge gestern eine Aufzeichnung oder neu?
Was ich davon gesehen habe, war sie auf jeden Fall mal wieder "die Härte". Da wird nach wie vor der Drogenkonsum direkt und häufig unverpixelt gezeigt, offene Wunden und Narben natürlich auch.
150 € pro Tag werden benötigt, ob die Sucht zu befriedigen? Man möchte gar nicht näher wissen, was die Abhängigen tun, um das nötige Geld zu beschaffen ...
Die Serie verschafft auf jeden Fall einen Einblick in die Szene und viele der Abhängigen sind wahrscheinlich einfach froh, dass sich überhaupt jemand von Außen für ihre (Lebens-)Geschichte interessiert. Traurig.
We're too young until we're too old - We're all lost on the yellow brick road - We climb the ladder but the ladder just grows - We're born, we work, we die, it's spiritual
(Kenny Chesney - "Rich And Miserable")
Ich hab nur kurz geschaut, weil mir dass auch einfiel, aber dasd war die erste Folge vom ganzen Format also nichts neues, denn es ist ja Spendenmarathon bei RTL und da lief Promi WWM. Die werden dann nichts neues auf den anderen Sendern zeigen.
Ja es ist genauso wie du beschreibst, "die Härte" mich schon damals da hab ich das noch ohne ioff gesehen.
Ich war überrascht, ich dachte, die Reihe wäre zu Ende. Mit Frankfurt hatte es ja auch angefangen. Ich bin immer noch erstaunt, dass RTL2 tatsächlich so eine Reportage hinbekommt, ohne auch nur ansatzweise reißerisch zu sein. Und ja, es war gut, fast alles zu zeigen und ich gehe davon aus, dass alle Mitwirkenden ihr Einverständnis gegeben haben, andere waren ja verpixelt. Solche Reportagen sollten, genau wie Christiane F., in allen Schulen gezeigt werden und danach natürlich ausführlich drüber sprechen.
Abschreckend kann das nur wirken, wenn man wirklich mal das Elend von Schwerstabhängigen in allen Formen sieht und dazu gehören nun mal auch die Einstiche oder die offenen Wunden am ganzen Körper. Kann mir niemanden vorstellen, der jetzt sagt: Hey, cool...das will ich auch.
Ja, geht mir ähnlich. Auch, wenn man weiß, dass niemand zu Drogen gezwungen wird. Das größte Problem ist wohl, dass alle nach zig Entzügen sofort wieder in ihr altes Umfeld zurückgehen, weil sie sonst niemanden haben. War bei Christiane F. auch schon so.....erst, als sie aufs Land musste, bekam sie es hin, für eine Weile zumindest.
Ach ja, *Mörder-Mike*, den hatte ich schon mal gesehen. Hatte er nicht eine recht junge *Freundin*, die auch stark drogenabhängig war und auf der Straße lebte?