Spektakulärer Einbruch in das Grüne Gewölbe (Dresden)

[Descartes]

Gleich gibt es wieder eine PK: https://www.mdr.de/video/livestreams...eiww-1272.html - wohl vor allem mit neuen Informationen zu den Bränden.

[Descartes]

Der Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe war den Ermittlern zufolge eine geplante Tat. Dafür sprechen laut Polizei die Umstände. So handle es sich bei dem abgebrannten Auto in einer Tiefgarage in der Kötzschenbroder Straße im Dresdner Stadtteil Mickten (Ortsamt Pieschen) um das Fluchtfahrzeug der Juwelendiebe. Wie Polizeisprecher Thomas Geithner MDR SACHSEN sagte, wurde in dem Auto unter anderem Einbruchswerkzeug gefunden. Die Tiefgarage werde damit zum Tatort. Derzeit werden Spuren gesichert. Auch Anwohner sollen befragt werden.

https://www.mdr.de/sachsen/dresden/d...esden-100.html

[Descartes]

Live-Ticker der PK mit den Staatlichen Kunstsammlungen: https://www.mdr.de/sachsen/dresden/d...stand-102.html

Mehr Stücke noch da, als gedacht. Das Außenfenster/-gitter sei wohl aufgestemmt worden. Außerdem lasse das gezielte Vorgehen der Täter durchaus auf Insiderwissen schließen.

[Edelstahl]

„den Ermittlern zufolge war es eine geplante Tat“

wenn ich so Phrasen schon höre...

und ich hab gedacht, das waren Oleg und Boleg von der Tankstelle, die nach dem siebten Öttinger auf ne blöde Idee gekommen sind

[caesar]

angesicht der ausführung ist das glasklar und insiderinformationen hatten die täter wohl auch.

haben sich schon die ocean eleven (george clooney) schon bekannt? oder roland biggs?

[*Blue*]

die Täter wussten, dass das Sicherheitspersonal nur die 110 rufen wird, die ja gerade anderweitig beschäftigt sein würde.
ich fasse es nicht.


wenn es nicht so fürchterlich traurig wäre, könnte man sofort Hollywood anrufen.

kann man denen nicht Kohle im Tausch anbieten?
ich hoffe tatsächlich noch auf Erpressung.
aber warum sollten die?
ist viel zu gefährlich dann geschnappt zu werden.
wo es doch so unglaublich einfach war - im verhältnis zum wert.

[*Blue*]

„den Ermittlern zufolge war es eine geplante Tat“

wenn ich so Phrasen schon höre...

und ich hab gedacht, das waren Oleg und Boleg von der Tankstelle, die nach dem siebten Öttinger auf ne blöde Idee gekommen sind

die ganzen offiziellen Aussagen sind ein Armutszeugnis sondergleichen.

das ganze ist eine Einladung zum Nachmachen.

[reddevil]

https://www.mdr.de/sachsen/dresden/d...esden-100.html

Nein? Doch! Oh.

[Edelstahl]

Hab jetzt noch mal das Überwachungsvideo geschaut - beim 2. oder 3. mal hat der eine Täter bereits die Axt/den Hammer in der Scheibe.
Nach 10-12 Schlägen ist die Scheibe durch.

Gehen wir mal davon aus, dass das nicht der kleine Bruder von Hulk gewesen ist - dann war das mindestens(!) an dieser Stelle schon mal eine total minderwertige Sicherung.

[Elaine]

Mich beschäftigen im Moment mehrere Dinge. Zum einen, dass vorsintflutliche Werkzeuge moderne Technik aushebeln, das Problem aber offenbar doch nicht bruchsichere Scheiben hinter den Gittern und über den Exponaten war. Die Polizei regt sich auf, dass die Leute lieber den Förderverein spenden sollen, damit die Kameras besser sind. Aber es ist Staatsaufgabe, den Staatsschatz zu schützen. Dazu sieht man mal wieder, wie nutzlos Kameras sein können. Es verhindert ja ohnehin nichts, aber mit geschützten Gesichtern und Hoodies kann man trotzdem niemanden erkennen.

Zum anderen: ich bin kulturaffin aufgewachsen und war der Meinung, dass jeder schon über die Schule eine gewisse kulturelle Bildung bekommen hat. Ich kenne den Unterschied eines kulturellen und eines Finanzwertes, den der Begriff „unschätzbar“ ausdrückt, stelle aber fest, wenn ich viele Zeitungskommentare lese, dass das offenbar seltener ist, als ich dachte.

Vermutlich bin ich in Dresden besonders betroffen, weil ich die Stücke alle kenne, aber wenn in London bei den Kronjuwelen eingebrochen würde, würde es mich genauso schocken? Kulturell auf jeden Fall, aber ich hätte vermutlich nicht diese emotionale Beziehung. Vielleicht kann man sich das am ehesten mit der Mona Lisa vorstellen, eben weil sie so bekannt ist und man vermisst nur, was man auch kennt.
Kultur hat für Menschen, denen das was bedeutet, große Macht. Ich hätte nicht gedacht, dass mich das so erschüttert, wie Trauer für Menschen. Ich hab völlig unterschätzt, was mir das bedeutet. Zumindest dafür war es gut.

Außerdem schockt mich und vermutlich viele andere auch, dass Sicherheit immer relativ ist. Sachen, die man sicher wähnte, sind nur paar Axthiebe vom Raub entfernt. Wenn es dort schon so ist, wie ist es dann woanders? Ich empfinde das regelrecht als Einladung und das verstört mich zusätzlich tief.

[reddevil]

Also mich lässt das emotional auch irgendwie kalt. Obwohl ich Geschichtler bin. Warum? Zum einen kann ich persönlich mit der Zeit nix anfangen, zum anderen sind das für mich halt Luxusgegenstände von Fürsten die noch nie was mit uns einfachem Volk zu tun hatten. So sehr sie auch funkeln mögen. Eine Mona Lisa etc. ist für mich viel mehr kulturelles Erbe...

[ganzblau]

Liebe Elaine, lass' dich trösten

Du darfst selbstverständlich trauern um die Kronjuwelen von Dresden. Und zwar noch viel mehr als ich um den kleinen silbernen Frosch, den ich um den Hals trage, seit ich 20 bin ... und der mir letzte Woche nach dem Fitnesstraining leider aus der Jackentasche gerutscht ist, als ich auf den Zug rannte. Beides ist unwiederbringlich verloren.

Du darfst aber auch genauso erschüttert sein wie jemand, bei dem zuhause eingebrochen wurde. Das ist ein unglaubliches Gefühl von Ohnmacht und Wut.

Und ja: Ich sehe Kultur genauso wie du. Als etwas Bedeutetendes und Verbindendes, über Generationen hinweg. WAS es jedem bedeutet, unterscheidet sich. Aber das sich hinter dem Materiellen und hinter dem Handwerk Welten (... sowie auch: Abgründe) von menschlichem Tun und Wollen auftun, das ist unbestritten.

Mein herzliches Beileid.

[Gerberga]

Ich bin ja doch immer wieder enorm fasziniert, was für Fachleute unter uns weilen. Sind es bei Fernsehübertragungen von Fußballspielen zig Millionen Bundestrainer, so findet man hier nun diverse hochkarätige Sicherheitskräfte ... Ohne genaues Wissen über die tatsächlich in Dresden vorhandene Sicherheitstechnik, ohne genaues Wissen über den Tatvorgang (außer dem, was durch die Pressekonferenzen und das Video bekannt ist - und das ist garantiert nicht alles). Wow.

Die Redewendung "so sicher wie Fort Knox" kenne ich als genau das: eine Redewendung, ein geflügeltes Wort.

Der Glitzerkram läßt mich an sich kalt, aber als Mensch aus dem Kulturbereich sehe ich den Wert (wie auch die Dresdener Museumsleute) v. a. darin begründet, daß diese Kunstwerke eben so komplett überliefert sind, wie man sie damals konzipiert hat. Und die Stücke wertzuschätzen heißt für mich persönlich auch, die Arbeit der Goldschmiede wertzuschätzen, die damals all ihre Kunstfertigkeit aufgeboten haben.

[ManOfTomorrow]

Das Sicherheitskonzept hat versagt, wenn ein Einbruch in das Gebäude erfolgreich war. Punkt.

[Elaine]

Also mich lässt das emotional auch irgendwie kalt. Obwohl ich Geschichtler bin. Warum? Zum einen kann ich persönlich mit der Zeit nix anfangen, zum anderen sind das für mich halt Luxusgegenstände von Fürsten die noch nie was mit uns einfachem Volk zu tun hatten. So sehr sie auch funkeln mögen. Eine Mona Lisa etc. ist für mich viel mehr kulturelles Erbe...

ja, klar. Deswegen schreibe ich das auch mit der Mona Lisa. Die kennst du halt als Kunstwerk schon ewig. Das ist so ziemlich der kleinste gemeinsame Nenner, der mir einfiel. Bei Barlachs Engel wäre ich mir schon nicht mehr so sicher. Was ich nicht kenne, lässt mich auch kalt.

Im Übrigen: Durch die DDR-Zeit haben wir hier vermittelt bekommen, dass die Kunstwerke vom Volk abgepresst und finanziert worden sind - Arbeiter und Bauernstaat halt. Die Situation ist, dass man es tatsächlich jetzt als kulturelles Erbe des Landes empfindet. August dem II. hat man damals eigentlich hauptsächlich zugute gehalten, dass er Kunstverstand hatte, er hat ja auch noch wertvolle Gemälde gesammelt und er und sein Sohn haben in Dresden Bedeutendes bauen lassen - und damit überhaupt was dem Lande hinterlassen hat. Hätte er ja auch anders verpulvern können.

Es stimmt nicht, dass es nichts mit dem einfachen Volke zu tun hat. Das einfache Volk hat diese Werte möglich gemacht und es ist auch Symbol ihrer Arbeit. Aber - natürlich ist das regional noch was anderes. In Köln würde ein Anschlag auf den Dom von den Kölnern vermutlich auch härter empfunden oder in Paris Notre Dame.
Dresden ist halt durch diese Geschichte auch besonders kulturaffin - und weil es oft alte Kunst war, die hier so und für die Welt so bedeutend war, ist Dresden auch so traditionell, eine typische alte Residenzstadt. Aber es waren halt Generationen vor uns, die das geschaffen haben - und kein einzelner Typ. Sein Sohn und alle Nachkommen hätte ja auch schon alles verkaufen können.

Aber erklären kann man das eigentlich nicht wirklich, glaube ich. Entweder empfindet man was als Verlust oder nicht und was, ist ganz sicher von Person zu Person verschieden. Ich denke, Gebäude haben die stärkste Strahlkraft. Brilliantschleife aus Dresden kennt kaum einer, Brandenburger Tor oder Fernsehturm in Berlin aber doch schon fast alle.

Liebe Elaine, lass' dich trösten

Du darfst selbstverständlich trauern um die Kronjuwelen von Dresden. Und zwar noch viel mehr als ich um den kleinen silbernen Frosch, den ich um den Hals trage, seit ich 20 bin ... und der mir letzte Woche nach dem Fitnesstraining leider aus der Jackentasche gerutscht ist, als ich auf den Zug rannte. Beides ist unwiederbringlich verloren.

Du darfst aber auch genauso erschüttert sein wie jemand, bei dem zuhause eingebrochen wurde. Das ist ein unglaubliches Gefühl von Ohnmacht und Wut.

Und ja: Ich sehe Kultur genauso wie du. Als etwas Bedeutetendes und Verbindendes, über Generationen hinweg. WAS es jedem bedeutet, unterscheidet sich. Aber das sich hinter dem Materiellen und hinter dem Handwerk Welten (... sowie auch: Abgründe) von menschlichem Tun und Wollen auftun, das ist unbestritten.

Mein herzliches Beileid.

Danke. Ich hab immer das Gefühl, es könnte noch wieder kommen. Das mit deinem Frosch ist aber ein perfektes Gleichnis. Es ist ja nicht der reine Materialwert, sondern etwas mit dem man älter wurde, das immer da war, es hat eine Geschichte. Bei mir war das halt die Brillantschleife, die ich nur im Gewölbe gelagert habe, aber irgendwie "meins" war.

Es tut mir auch leid für dich um deinen Frosch.