Obama ist wahrscheinlich mit ein Grund, warum Amerika gerade noch weiter gespalten ist. Nicht so sehr, weil er aktiv dazu beigetragen hätte, sondern weil er nunmal ist, was er ist, und Menschen mit afrikanischer Herkunft werden in den USA von einem gehörigen Teil der Bevölkerung nicht als gleichwertig angesehen (es ist durchaus davon auszugehen, dass Trump auch deswegen gewählt wurde, weil viele Weiße sich von den Umbrüchen bedroht fühlen, und ein schwarzer Präsident ist dafür ein so deutliches Symbol gewesen, wie es nur möglich war. Eins, das viele - davon wahrscheinlich die allermeisten von uns - gut fanden, aber eben auch eins, das für viele Amis ein rotes Tuch war). Was genau soll also er da jetzt mehr bewirken als andere? Diejenigen, auf die er tatsächlich wirken kann, heißen das Geschehen in Minneapolis, also weder den Auslöser noch die Folgen, doch sowieso nicht gut.
Nein, wenn man hier jetzt jemanden braucht, der das Unrecht beseitigen könnte, dann müssen das noch viel mehr Menschen aus der Menge derjenigen sein, die alte Denkweisen immer noch verinnerlicht haben. Da sind jetzt Sender wie Fox News gefragt (sie haben wenigstens die Taten des Polizisten verurteilt. Wie sie über die Aufstände berichten, weiß ich zugegebenermaßen nicht). Da sind Republikaner gefragt, die sonst dauernd diesen Konservativen den Steigbügel halten, bis hin zu Trump natürlich selbst. Da der aber ein komplett selbstbezogener Menschen mit einer eh latenten bis offenen rassistischen Einstellung ist, wird man von ihm nichts erwarten können.
Also wäre es da ein viel deutlicheres Zeichen, wenn frühere "weiße" Präsidenten jetzt Stellung beziehen würden, oder Regierungsmitglieder und republikanische (!) Angehörige des Senats und Repräsentantenhauses. Einfach um sowohl den Rassisten als auch der schwarzen Bevölkerung zu zeigen, dass diese ständigen Geschehnisse nicht von der Mehrheit gutgeheißen werden.
edit: Es ist nicht das Problem, dass Obama vielleicht zu wenig tut, sondern dass Leute wie Mitch McConnell sich allzu bereitwillig nach ein paar Worten dazu, dass sie es richtig finden, dass Polizisten nach solchen Taten zur Verantwortung gezogen werden, dann noch mehr Worte über die Ausschreitungen findet, dass diese Unrecht seien. (siehe Link).
Dabei liegt das Problem hierin, wie es Trevor Noah gut erklärt:
Es bedarf einer unglaublichen Stärke, sich an die Regeln einer Gesellschaft zu halten, wenn man von dieser nicht akzeptiert wird und oft unter miesen ökonomischen Bedingungen leben muss. Taten wie die des Polizisten zeigen den Schwarzen (und das erleben sie eh ständig im Alltag, sowohl von Mitbürgern als auch von Bediensteten des Staates), dass sie weniger wert seien. Und da ist dann nunmal nicht jeder ein Martin Luther King, der richtigerweise die Lösung in gewaltlosem Protest sieht. Nein, in einer Gesellschaft, in der derart propagiert wird, erst einmal an sich selbst zu denken im "American Dream", also der angeblichen Chance, dass jeder den Aufstieg schaffen kann, wenn er sich nur genug anstrengt, fehlt da diesen Menschen der Glaube, und entsprechend halten sie sich dann auch nicht mehr an die Regeln.
edit 2: Wohin gewaltloser Protest teilweise führt, hat man in den letzten Jahren ja auch an Colin Kaepernick gesehen. Er nahm sein Recht der freien Meinungsäußerung wahr, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen, und was war die Folge? Er verlor seinen Job, ihm wurde vorgeworfen, er würde die Truppen nicht ehren, und er wurde von Trump als Landesverräter bezeichnet und als "Son of a Bitch" beleidigt.
Wie gesagt: Wenn es eine Veränderung in den USA geben soll, dann muss sie von den nicht radikalen Teilen der Gesellschaft ausgehen. Aber da kommt doch immer arg wenig von den Konservativen (was kein Wunder ist. Schließlich sagt ja schon der Begriff "konservativ", dass man Gegebenheiten beibehalten oder auf einen alten Stand zurückführen will).