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Es gibt rheinische Begriffe, die für sich genommen schon ein sprachliches Großereignis sind. Und das gehört dann ausführlich beleuchtet. Wenn es dann noch in einer Redensart veredelt wird, dann gibt es kein Entkommen mehr. Ein solcher Fall liegt hier vor. „Et ess esu drüsch“ klingt absolut spektakulär. Übersetzt man es ins Hochdeutsche, verliert es allerdings seine Attraktion: Es ist so trocken. Woran kann man diesen Spannungsverfall während des Übersetzungsvorgangs festmachen? Das Wort „drüsch“ ist die Kernbotschaft, und die ist in diesem Fall so lautmalerisch, dass man gar nicht genau wissen muss, was es bedeutet, um zu verstehen, worum es geht.
Es ist nicht einfach nur Trockenheit gemeint. Nein, es geht um eine totale, nachhaltige, absolute Trockenheit, die kein Wasserstoffmolekül mehr enthält. Wenn es „drüsch“ ist, dann handelt es sich um eine potenzierte Trockenheit, die schon einer Dürre nahe kommt.
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Natürlich gibt es auch Nebenbedeutungen zur physikalischen Trockenheit. Etwa in Bezug auf den Wein. Herkömmlicherweise nennt man einen kaum zuckerhaltigen Tropfen trocken. Wenn er aber „drüsch“ ist, dass zieht es einem gewissermaßen Gaumen und Zunge zusammen.
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