Und das ist ein starkes Indiz dafür, dass es - anders als vom Bundesinnenministerium behauptet - womöglich doch ein strukturelles Problem bei der Polizei gibt.
Sprich, es ist keine Frage einer rassistischen Einstellung Einzelner, sondern von Abläufen und Prozessen innerhalb von Bundes-, aber auch Landespolizei, die Diskriminierung erzeugen.
Wer das nicht untersuchen will und sich darauf beruft, so wörtlich, "falls" das auftrete, werde dem nachgegangen, agiert unehrlich und riskiert, dass ohnehin schon beschädigtes Vertrauen womöglich endgültig verlorengeht.
Das Signal an die Betroffenen ist nämlich schlicht: Das sind Einzelfälle, kein Problem im System, deshalb kann, was Ihr sagt, nicht stimmen. Das ist eines Rechtsstaates unwürdig und erinnert sehr an das sogenannte Gaslighting: eine Form psychischer Manipulation, die bei Betroffenen Zweifel an ihren eigenen Erfahrung säen will.
Bekenntnis zu Rassismusbekämpfung wenig überzeugend
Was die Sache noch schlimmer macht: Dass mit Seehofer ausgerechnet der Mann federführend beim Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus ist, der institutionellen und strukturellen Rassismus entweder nicht sehen kann oder nicht sehen will.
Und das macht die lauten Beteuerungen der Bundesregierung, jetzt gehe es dem Rassismus aber endgültig an den Kragen, wenn nicht vollends unglaubwürdig, so doch ein ganzes Stück weniger überzeugend.