Früher gab es Tratsch und Stammtischparolen. Heute haben wir Social-Media-Kanäle zum Brüllen und Empören.
Ich will mich auch mal so richtig empören.
Die Diskussion um die taz-Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah
"Abschaffung der Polizei - All cops are berufsunfähig" wird hier im IOFF noch immer geführt. Warum, frage ich mich. Der Text ist jetzt nicht wirklich gut und unterhaltsam. Ohne die Empörungswelle auf allen Medienkanälen hätte ich von dem Text nie Kenntnis bekommen. Im allgemeinen wird der Text auch nur verkürzt zitiert. Eben die Zeilen, die aus dem Kontext gerissen, landauf und landab, quer auf allen Medienkanälen für die Empörten viel Futter liefert.
Dann entblößt sich der Verfassungsminister Seehofer irgendwie von Recht und Verfassung nicht so viel Ahnung zu haben, als er mit Klage droht. Seehofers sinnfreie Klageandrohungen haben einen langen Bart. Spätestens wenn man liest, Seehofer will klagen. Darf man gewiss sein, die Klage entbehrt jeder Grundlage.
Im Kontext gelesen steht da nichts was justiziabel ist.
Ergo kein Prozess, kein Urteil. Den Strafanträgen fehlt jede Grundlage.
Am Ende nur die Peinlichkeit das selbst Polizeigewerkschafter einen Mangel an Rechtsverständnis haben. Da schließt sich dann auch der Kreis, was Frau Yaghoobifarahs zu ihrer Glosse Anlass gab.
Im übrigen unterstelle ich den "Empörten" hier, ihr habt die Kolumne nicht vollständig gelesen.
Falls doch, dann nicht verstanden.
Der Verlockung mit aus dem Kontext heraus gerissenen Zitaten Clickbaiting zu generieren machen selbst seriöse Medien.
Zur Erinnerung, das Anliegen des Threaderöffners war:
Frau Esken wurde auch ein Opfer des verkürzten Zitats. Besonders schwerwiegend, da ihre Aussagen im Interview genau dem widersprechen, was ihr unterstellt wurde.
Zum Nachlesen empfohlen:
„Auch in Deutschland gibt es latenten Rassismus bei Sicherheitskräften“
Die "Empörten" haben folgenden Satz unterschlagen: "Dabei stehe die große Mehrheit der Polizeibediensteten solchen Tendenzen sehr kritisch gegenüber und leide unter dem potenziellen Vertrauensverlust, der sich daraus ergebe."
Der Empörungshysteriker hat kein Interessen an Fakten. Verfangen im Lagerdenken ist die Verkürzung und Vereinfachung die erste Wahl. Statt Auseinandersetzung mit einem unliebsamen Thema wird in der Manier der Populisten schlicht der Überbringer der Botschaft dämonisiert.
Der ganze Threadverlauf ist eine weitläufige Umfahrung des Threadthemas.
Den Fragen die gestellt sind, weicht man großflächig aus.
Gibt es Rassismus in der deutschen Polizei?
Ist Racial Profiling rechtswidrig?
Warum das Berliner Antidiskrimi
Besonders interessant finde ich diese Empfindlichkeit bei dem Thema Rassismus.