Mit 14 bekam er die Hormonblocker, die normalerweise ein Jahr lang verabreicht werden, was u.a. auch dazu dienen soll, daß die Kinder/ Jugendlichen ausreichend Zeit haben, sich ihrer Entscheidungen sicher zu sein.
Bei meinem Sohn - dem bei Geburt das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde - war es aber sehr deutlich, so daß er bereits nach einem halben Jahr schon die Testosteron-Spritzen bekam. Und glücklich war.
Das ganze Prozedere geht nur mit halbjährlichen Psychologen- und halbjährlichen Endokrinologen-Terminen. Nur von denen bekommt man dann auch die Rezepte für das Testo.
Für die Personenstandsänderung (Namensänderung in Geburtsurkunden & Co) braucht es dann zwei psychologische Gutachten - einen darf man sich selber aussuchen, einer wird gestellt.
Diese reicht man dann mit dem Antrag auf Personenstandsänderung bei Gericht ein und bekommt dann eine Vorladung, die natürlich keine gerichtliche Verhandlung beinhaltet, sondern lediglich ein persönliches Gespräch mit einem Richter, der dann am Ende der Änderung zustimmt oder eben nicht. Also zittern bis zum Schluß. Aber wir bzw. unser Kind hatte Glück - sowohl die Psychologen waren vom Fach als auch der Richter.
Mit 16 war dann der größte Wunsch eine Mastektomie (Brustentfernung) - für uns Eltern, die das aufgrund des Alters entscheiden mussten, eine sehr schwere Situation!
Schlußendlich war uns aber klar, daß wir unser Kind auch dabei unterstützen und begleiten.
Mittlerweile ist er 19, bezeichnet sich als Non binary (Nicht binär) - Google & Co erklären das alles wunderbar -, hat das Testo abgesetzt, schon einige Male seine Periode bekommen und bereut nichts, auch nicht die Brustentfernung, im Gegenteil: seine größte Sorge ist oder war, daß diese nach Absetzen des Testo wieder wachsen könnten, auch wenn die Ärzte natürlich erklärt haben, daß das unwahrscheinlich sei, da ja die Brustdrüsen und das Brustgewebe vollständig entfernt wurden.
An eine geschlechtsangleichende OP hat er nie gedacht - worüber ich froh bin, weil es wirklich sehr schwere OP sind - und er ist sehr glücklich, daß sich auch die Sprache zumindest in einigen Bereichen geschlechtergerecht anpasst.
Im Herbst 2019 habe ich mir aufgrund meiner genetischen Krebserkrankung meine Brüste zwar nicht abnehmen, aber "aushöhlen" und mit Implantaten füllen lassen, bin damit nur semi zufrieden und kann mir gut vorstellen, auch ohne zu leben. Es gibt soviel Wichtigeres.
Liebe Grüße