Zumal der Vergleich zwischen "diesen Freitagskindern" und den Typen da gestern auch vollkommen hanebüchen ist.
"Multiple exclamation marks," he went on, shaking his head, "are a sure sign of a diseased mind." - Terry Pratchett
555 neue Fälle auf Landkreisebene, höchste Anzahl seit dem 20. Juni (damals wegen Tönnies). Ganze 38% der deutschen Landkreise haben heute gemeldet. Morgen werden es noch mal deutlich weniger sein.
Wie hier angekündigt, habe ich heute Nachmittag an einem künstlich aufgeschütteten Sandstrand am Düsseldorfer Rheinufer gespielt. Publikum Ü30 bis Ü50. Aber auch ein paar jünger Leute darunter. Die Disziplin war beispielhaft. Man saß auf Distanz in Grüppchen beisammen, während es immer noch wie ein geschlossenes Publikum wirkte. Alle hatten viel Spaß und wussten bei "rheinischem Karibikfeeling" zu schätzen, dass sowas aktuell wieder möglich ist.
Vielleicht tue ich dem IOFF-User Serge unrecht. Aber würde er sowas nicht als Totentanz bezeichnen?
Anyway. Umso mehr macht mir die Ignoranz der Großdemos (ja, auch BLM) und unbedingt Auslandsurlaubs-Hungrigen Angst, dass wegen ihnen sowas bald mit dem Arsch eingerissen werden könnte.
Es ist doch nicht zuviel verlangt, erstmal EINEN VERDAMMTEN SOMMER LANG keine grenzüberschreitende Urlaubsreise anzutreten. Zumal mit Kind und Kegel. Selbst, wenn sie vor Corona gebucht war. Die pekuniären Opfer sind dann jene, die sich auf lange Sicht gar keinen Urlaub mehr werden leisten können. Wozu offenbar die meisten Touristen nicht gehören. Man lässt sich nichts verbieten, was anderen enorm schadet. Sei es ein gesundheitliches oder finanzielles Elend. Dafür gibt es den Begriff asozial!
Diese dumpfe Geronnenheit von Freizeitverhalten in einer dramatisch-dynamischen Außerordentlichkeit lässt sich nur noch als Dummheit definieren. Ich ergänze: Saudummheit.
Dasselbe gilt für die jungen Partymassen in der Düsseldorfer Altstadt, auf St. Pauli, bei Raves auf der Berliner Hasenheide oder sonstwo in der Republik. Dieser Teil der Generation macht mir wenig Hoffnung. Die Alten haben sich schon immer über die Jugend beschwert. Aber selten zu so einem weltbedeutenden Anlass.
Geändert von spector (09-08-2020 um 00:38 Uhr)
Das ist deine persönliche Einstellung, zur Toleranz (die du ja durchaus zurecht auch immer für deine Position einforderst) gehört es aber auch, andere Lebenseinstellungen mit anders gesetzten Prioritäten zu akzeptieren. Fällt vielen hier verdammt schwer (auch mir ab und zu).
Für dich z. B ist Musik dein Leben (kann man so sagen, oder?). Für andere könnte es das Reisen sein. Es steht dir nicht zu, diese Menschen und alle anderen Auslandsreisenden (die z. B. einmal im Jahr ihre Familie besuchen) als "assozial" abzuwerten, wenn sie etwas tun, was erlaubt ist, nur weil es dir persönlich nicht so wichtig erscheint.
Erklär mir z. B. mal sinnvoll, warum ich nicht Urlaub in einem Land machen sollte, das ein niedrigeres Infektionsniveau hat als Deutschland?
Und selbst wenn ich nun Lust hätte, in die Türkei oder was weiß ich welches Land gerade als "Risikogebiet" eingestuft wird, zu verreisen: die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person mit der ich dort engen Kontakt habe, infiziert und ansteckend ist, ist dann statt 0,01% halt 0,02%. Das sind so geringfügige Unterschiede, das ist den meisten hier vermutlich garnicht klar.
Und dafür müsste ich mich aber bei Wiedereinreise in Deutschland testen lassen und würde somit sofort aus dem Verkehr gezogen, wenn ich positiv wäre.
Im Gegensatz zum Bayern-Urlauber aus Brandenburg. Oder dem Hamburg-Urlauber aus Baden-Württemberg...
Geändert von Mister Brot (09-08-2020 um 01:14 Uhr)
Bin seit 8 Jahren nicht mehr in Urlaub gefahren/fahren können, gönne es dennoch meinen Kolleginnen von Herzen. Corona legt Missgunst und Egoismus an den Tag - ein echter Brandstifter. Ich bin wahrlich kein lieber guter uneigennütziger Mensch, aber hier gehts manchmal sehr beängstigend zu.
Mr. Brot.
Ich habe nachlesbar nie dafür Toleranz eingefordert, ungehemmt überall und sowieso Musik machen zu dürfen. Vielmehr beschwerte ich mich über eine Unverhältnismäßigeit. Etwa BLM-Demos (später der Spinneraufmarsch) vs. Open Air-Konzerte, aber ich meinte nie die Riesenevents. Apropos: Der DFB verhandelt. Kultur hat so eine Lobby nicht. Double-Standards.
Ich habe im Rahmen der Pandemie auf Live-Auftritte (per Verbot) verzichtet. Eine komplette Hauptsaison fällt aus. Sowohl ich, als auch meine "Musikerblase" hatten und haben Verständnis dafür. Wenn ich mich hier bechwerte, war es wg. den großmäulerisch verprochene Grundsicherung, auf die ich seit einem Vierteljahr warte.
Meine Liebe zur Musik stelle ich zurück, und ja, ich leide darunter. Aber sie ist in diesen Zeiten ebenso nachrangig wie eine Liebe zum Reisen. Zumal das eine Broterwerb ist, das andere Freizeit-"Luxus".
Und ja, der Begriff Luxus hat in einer globalen Pandemie einen niedrigeren Wert als im Alltag davor.
Surprise me with the plausible!
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Geändert von spector (09-08-2020 um 02:06 Uhr)
Surprise me with the plausible!