Neues Tief bei den Zahlen im Tagesspiegel: 140 neue Fälle am Sonntag (212 am letzten Sonntag). Weniger waren es zuletzt am 8. März, also vor bald 4 Monaten.
https://interaktiv.tagesspiegel.de/l...nd-landkreise/
Am Wochenende melden inzwischen eh immer weniger Gesundheitsämter. Meine Stadt machen das jetzt schon seit Wochen nicht mehr. Ist ja auch verständlich bei dem überschaubaren Infektionsgeschehen.
Du bist Anwalt oder?
Nein, sicher nicht, aber genauso wenig, wie man mit der Gesundheit seiner Mitmenschen leichtfertig umgehen sollte, sollte man mit deren Rechten und Einschränkungen umgehen und eben die Lage immer wieder neu sondieren. Das halte ich eigentlich für eine belichtete Vorgehensweise. Immer alle Aspekte im Auge behalten, damit fährt man in der Regel langfristig am besten und damit entgeht man auch der Falle, sich auf irgendwelche Seiten schlagen zu müssen.
Es ist eine Angewohnheit des Menschen, Neues schlecht zu akzeptieren, aber eben genauso, Altes irgendwann zurück zu lassen. Gerade in Zeiten wie diesen möchte ich mich sehr gerne von tagesaktuellen Fakten und der Wissenschaft vertreten sehen und nicht von Kämpfern für ein Pro oder Anti-Lager, die oftmals bereits das eigentliche Geschehen aus den Augen verloren haben, weil der Weg aus der verhärteten Front schwerer scheint, als das nun gewohnte weiter zu leben.
Nur dass Gesundheit eine höhere Priorität hat gegenüber Freiheit, oder haben sollte.
Aber im Kapitalismus ist die Freiheit des Kapitals das oberste Gesetz.
Nicht zufällig kam der Vorschlag von einem Wirtschaftsminister, und nicht zufällig läuft in den USA Corona völlig aus dem Ruder.
Eine ganze Menge Menschen haben offensichtlich arge Probleme, eine halbwegs korrekte Risikoeinschätzung für bestimmte Handlungen/Aktionen vorzunehmen.
Sich momentan in Deutschland mit Covid-19 anzustecken und dann noch daran zu sterben, ist bei den aktuellen Zahlen unwahrscheinlicher als z.B. bei einem stinknormalen Verkehrsunfall ums Leben zu kommen.
Trotzdem scheinen einige hier selbst in diesen Tagen noch wahre Angstzustände zu bekommen, wenn ihnen im Supermarkt eine alte Oma etwas zu nah auf die Pelle rückt oder sie da mal jemanden sehen, der seinen Nasen-Mundschutz zu tief trägt.
Vorsicht in allen Ehren, aber seid ihr auch so panisch, wenn ihr eine Fußgängerampel überquert? Oder euch ins Auto setzt um einkaufen zu fahren? Erwartet ihr da auch ständig den Tod um die Ecke und berichtet abends am Essentisch ganz aufgebracht und noch immer empört davon, wie euch jemand in einer 50er Zone tatsächlich mit 55 überholt hat?
Wenn nein, warum nicht?
Der Mund-Nasen-Schutz wird also in Geschäften vermutlich ab August abgeschafft werden. Das ist angesichts der aktuellen niedrigen Infiziertenzahlen und der Daten, die uns aus anderen Ländern vorliegen, die in Geschäften nie eine Maskenpflicht eingeführt hatten, eine vernünftige Entscheidung, die aus meiner Sicht sogar einige Wochen zu spät kommt.
Ob eine bestimmte Maßnahme gerechtfertigt ist, muss immer im Kontext mit der aktuellen Gefahrenlage gesehen werden. Bei sehr niedrigen Infiziertenzahlen wie wir sie derzeit haben, scheint ein MNS in Geschäften nahezu keinerlei Auswirkung auf's Infektionsgeschehen (mehr) zu haben.
Natürlich ist das Risiko, sich in einem Supermarkt oder sonstigen Geschäft anzustecken, nicht gleich 0. Weder mit noch ohne Maske. Wird es auch nie sein, genauso wenig wie das Risiko, morgen beim Straße überqueren versehentlich überfahren zu werden.
Wenn ein solches Risiko aber verschwindend gering ist (und da sind wir wieder bei der Fähigkeit, eine halbwegs korrekte Risikoeinschätzung vorzunehmen), dann sollte der ein oder andere vielleicht zumindest mal wieder versuchen, sich etwas zu entspannen.
Sich ständig (unnötig) in Stresssituationen zu versetzen ist nämlich auch nicht gerade gesund.
Geändert von Mister Brot (06-07-2020 um 03:22 Uhr)
Welche Vorsorge, um sich nicht anzustecken, trifft man?
Um nicht überfahren zu werden, guck ich nach rechts und links, wenn ich über die Straße gehe.
By the way, die Wahrscheinlichkeit sich in einer vollen Halle, Gottesdienst oder engen Räumen anzustecken, ist größer als an den selben Orten vom Auto überfahren zu werden.
Geändert von kruse2570 (06-07-2020 um 03:33 Uhr)
Nutzt dir auch nichts, wenn irgendjemand pennt und bei Rot über die Ampel rast. Ist dann einfach "Pech", "Schicksal", "zur falschen Zeit am falschen Ort", "Verkettung unglücklicher Umstände" oder wie immer du es nennen möchtest.
Um dich nicht anzustecken, kannst du (je nach deinem persönlichen Sicherheitsempfinden) u.a.
- selbst Abstand halten
- große Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen meiden bzw. verlassen, wenn es dir zu voll wird
- dich mit anderen Menschen außerhalb deines Haushalts hauptsächlich draußen treffen
und wenn du dann wirklich immernoch Angst hast
- freiwillig eine FFP2/3-Maske tragen
Wenn du das befolgst, ist dein Risiko, dich momentan in Deutschland anzustecken, schon so arg niedrig, dass der zusätzliche Schutz durch eine Maskenpflicht in Geschäften mit ziemlicher Sicherheit nicht mal mehr messbar ist.
Geändert von Mister Brot (06-07-2020 um 03:40 Uhr)
If liberty means anything at all, it means the right to tell people what they do not want to hear.
Schon erstaunlich, wie die paar Minuten beim Einkaufen so kontrovers diskutiert werden müssen.
Ich vermute mal, die meisten Menschen, die ÖPNV fahren, verbringen da sehr viel mehr Zeit als beim Einkaufen und das wird eigentlich von den meisten nicht in Frage gestellt.
Beim ÖPNV kann ich zumindest die Argumente für eine Maskenpflicht eher nachvollziehen.
Wenn so ein Bus oder Bahn gut gefüllt ist, kann man halt keinen Abstand mehr halten. Man kann auch nicht einfach weggehen. Zudem bleibt man oft minutenlang in der Nähe derselben Personen stehen/sitzen.
Zwar ist es aufgrund der aktuell niedrigen Infiziertenzahlen selbst unter diesen Umständen noch sehr unwahrscheinlich, dass man sich da tatsächlich infiziert, aber es ist wohl deutlich riskanter als in jedem x-beliebigen Geschäft.
If liberty means anything at all, it means the right to tell people what they do not want to hear.
If liberty means anything at all, it means the right to tell people what they do not want to hear.
Zu allererst sind wir glücklicherweise nicht in den USA sondern leben in einem Land, in dem die Politik die Notwendigkeit vieler Maßnahmen ausführlich erklärt und eben auch vorlebt, das ist schon ein eklatanter Unterschied. Was in den USA geschieht ist nicht vorrangig auf das kapitalistische System zurückzuführen. Unter Präsidentin Clinton sähe es nun aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so aus und ich würde auch fast meine Hand dafür ins Feuer legen, dass auch ein Präsident Cruz heute mit einer Maske und mahnenden Worten auf dem Rednerpult stehen würde und den Menschen damit ein Vorbild in einer Ausnahmesitation wäre.
Entgegen der hier häufig vorherrschenden Meinung, Abstandsgebote würden kaum noch eingehalten, denke ich, dass es in Deutschland grundsätzlich sehr weitläufig verbreitet ist, Abstand zu halten, vermutlich ist das aber auch regional verschieden. Hier klappt das alles eigentlich recht gut und wenn nicht bin ich gut darin, mir die Kuschler vom Leib zu halten.
Durch ständige Berichte von Momentaufnahmen, auch in der Presse, entsteht da glaube ich auch ein etwas verzerrtes Bild der Situation und der angeblich ständigen Missachtung der vorgegebenen Gebote. Ich denke die Zahlen zeigen, dass Europa einen ziemlich guten Job gemacht hat und auch noch immer macht. Vermutlich haben wir bisher sogar den besten Job aller Zeiten gemacht in Sachen kollektiver Vernunft der Menschheit.
Der Weg aus der Maskenpflicht ist ein Risiko und würde aller Wahrscheinlichkeit nach mehr Opfer fordern, als der Ist-Zustand, darüber müssen wir gar nicht diskutieren. Den genauen Effekt herauszufinden würde demnach aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls Opfer fordern.
Und dann steht man eben wieder vor dem Dilemma, dass man unter dem Gesichtspunkt der "Jedes Leben zählt"-Argumentation für den Mundschutz nie wieder aus dieser Pflicht herauskommen wird, Senioren sich für den Rest aller Tage mit Plastikplanen umarmen lassen müssen usw. Ich rechne einfach nicht mit einer vollumfassenden Impfung, sondern eben eher mit einer Linderung. Das bedeutet, diese Krankheit wird auch in Zukunft in die jährliche Sterbestatistik eingehen. Vermutlich von Jahr zu Jahr und mit jeder durchgemachten Infektion und möglichen Resistenzen dann immer weniger, aber es wird diese Toten wohl von nun an geben.
Aber schauen wir mal, wie sich die Dinge entwickeln. Bis Weihnachten geht noch viel Zeit ins Land, wenn man bedenkt, wie viel wir in so kurzer Zeit bereits lernen konnten, können wir bis dahin ja nur dazu lernen.
Geändert von Mr. Gordo (06-07-2020 um 04:05 Uhr)