Zitat von
Berghuhn
In meinen Augen hinkt dieser Vergleich ganz extrem- Spector, wenn ich das richtig mitbekommen habe, leidet seit fast einem Jahr unter einem Beschäftigungsverbot. Hätte er vor Beginn seiner freischaffenden und künstlerischen Karriere eine "Risiko-Bewertungs-Agentur" befragt, hätten sie ihm viele Risiken aufgezählt - ganz bestimmt auch Talentlosigkeit oder Publikumsmangel. ABER - ein staatliches Beschäftigungsverbot - das hat niemand auf dem Schirm gehabt.
Und da inzwischen die Kanzlerin inzwischen wg. der Maßnahmen mit "politischer Entscheidung" argumentiert, macht es das definitiv nicht besser.
Künstler und Freiberufler sorgen in der Regel für "schlechte Zeiten" vor - aber nach einem Jahr können dann schon freiverfügbare Reserven schnell aufgebraucht sein.
Ein Beispiel - ein naher Verwandter lebt und arbeitet eigentlich sehr erfolgreich seit über 20 Jahren in Asien. Leider musste er als Ausländer zum Ende letzten Jahres dort alles aufgeben, da sein Visum momentan nicht verlängert wird. Ebenso musste seine Lebensgefährtin aus einem nicht europäischen Land ebenfalls ausreisen. Sie konnten nicht zusammen bleiben, da sie zur Zeit für Deutschland kein Visum erhält. (Und befindet sich momentan in ihrem Geburtsland, ohne Familie, ohne Bekannte und ohne ausreichende Sprachkenntnisse, da ihre Familie dort schon vor langer Zeit ausgewandert ist.) Er lebt gerade bei seiner Mutter in einer "Gästekammer" und versucht irgendwelche Jobs zu bekommen, da er für Pandemie-Deutschland keine irgendwie nützlichen Qualifikationen oder Einkommensmöglichkeiten hat - und selbst Putzjobs momentan kaum zu bekommen sind, es sind zu viele, die nach jedem Strohhalm greifen.
Es war für ihn schon mit großen Schwierigkeiten verbunden, hier eine aktuelle Krankenversicherung zu finden und (selbst) zu bezahlen. Seine Rücklagen in Bezug auf spätere Altersabsicherung kann er nicht einfach auflösen, es sind langfristige Verträge mit ausländischen Gesellschaften.
Er jammert nicht, aber er hofft, dass er möglichst schnell Deutschland wieder verlassen kann und ist auch bereit vollkommen flexibel in irgendein anderes Land umzusiedeln, Hauptsache er hat wieder eine berufliche Perspektive.
Für mein soziales Umfeld und mich stellt sich eher die Frage, wann die Leistungsfähigkeit dieses Staates aufgebraucht ist, wenn weiterhin die Wirtschaft, die Geschäfte, die Kleinunternehmer und die Mittelständler zu Tode gefoltert werden. Mich macht es sehr traurig, wenn ich mal kurz zu einem Termin durch die Innenstadt laufen muss, zu sehen, wie viele Geschäfte nicht mehr öffnen werden. Und das in einer von mir geschätzten niedersächsischen Kleinstadt mit einem Schlag vier Restaurants, in denen meine Familie und ich schon wunderbare Stunden verbracht haben, wg. "Perspektivlosigkeit" für immer geschlossen haben.
Da ist irgendwann "Leben" als "höchstes Gut" für zu viele Menschen keine Alternative mehr. Mein Mann hat vor ein paar Tagen erfahren, dass es in seinem "musikalischen Umfeld" einen erfolgreichen Suizid gegeben hat. Da macht die "No-Covid-Diskussion" dann einfach nur wütend.