Nicht wirklich
Wie gesagt: So sehr ich verstehen kann, dass man gut überlegen sollte, ob man ein komplett zerstörtes Haus an gleicher Stelle noch mal aufbaut...
Nun frag ich mal anders, also ganz direkt Dich:
Da ich die Preise in der Ecke nicht kenne, münze ich die Geschichte jetzt auf meine Gegend um (Bayern, Lkr STA).
Angenommen Du hättest ein Haus in der XY-Str. 5 am Starnberger See.
Das Haus hast Du vor 20 Jahren für 1.000.000 Euro gekauft. Grundstück 500 m², Wohnfläche 180 m², immer wieder auf neusten Stand umgebaut.
Abbezahlt; gedanklich mit oder ohne Elementarschutz versichert.
Regen..... kleiner Bach wird reißender Strom, Dein Haus wird unterspült, Garage weggerissen und Keller incl. Erdgeschoss komplett zerstört.
Die Versicherung zahlt Dir den Wiederaufbau zu einem Teil; oder bei Elementar sogar weitgehend komplett.
Jetzt sagst Du: Da will ich nicht mehr wohnen.
Die Versicherung sagt Dir aber: Ein neues Haus in Unterbrunn (kleine Gemeinde, weg von dem bösen See und dem bösen Bach) zahlen wir Dir nicht.
Was wirst Du also machen?
Dein altes Haus wieder aufbauen lassen und verkaufen?
Dann bist Du zwar Deinem Motto treu geblieben, hast aber eine miese Nummer abgezogen, denn nun ist der Käufer der Depp, wenn man Deine Einstellung hat.
Wie viel wirst Du für das Haus bekommen?
Und der Grund in Unterbrunn kostet fast das, was Du am Starnberger See vor 20 Jahren für das Haus bezahlt hast.
Sind mehrere Häuser von der Flut betroffen, müssten bei Deiner Haltung ALLE aus der Ecke wegziehen = die Immobilienpreise, die ohnehin aktuell kaum mehr bezahlbar sind, steigen noch mal.
Und Du hast echt so viel Kohle rumliegen, dass Du auf den Wiederaufbau pfeifst, das Haus quasi zerstört zurücklässt (um moralisch sauber zu bleiben, müsstest Du das ja auch machen) und neu anfängst?
Wirklich?
Ganz ehrlich?
Wenn Du jetzt sagst, dass man dann halt irgendwo eine kleine Wohnung mietet und dann eben kein Haus mehr hat, dann gehe ich davon aus, dass Du real kein Haus hast oder hattest.
Diesen "Abstieg" schaffen Leute i.d.R. nur, wenn es nicht anders geht (Jobverlust u.ä.) oder weil sie plötzlich andere Werte leben.
Beides kommt vor, ist aber jetzt nicht zwingend der übliche Maßstab.
Alternativ kannst Du das Haus über die Versicherung wieder aufbauen lassen, der Wertverlust des Hauses/Grundstück in der Ecke wird - sofern das nicht in den nächsten Jahren gleich noch mal passiert - vergessen sein und die Immobilienpreise steigen dort wieder lustig weiter.
Das wäre aber sogar egal, denn solange Du dort wohnen bleibst, realisierst Du weder einen Verlust, noch einen Gewinn....
Diese Entscheidung möchte ich z.B. keinem der Betroffenen abnehmen; für manche ist das immer noch, auch wenn man das noch so wenig nachvollziehen kann, die Heimat, in der sie bleiben wollen, andere wollen weg, können das aber kaum umsetzen (finanziell?!).
Es sagt sich also so leicht, dass man doch mal eben umsiedeln soll....
Wir suchen z.B. seit einigen Jahren ein Haus oder auch einen Baugrund. Wenn es denn überhaupt einen gibt, so ist das alles kaum mehr bezahlbar.
Das mag im Norden an manchen Ecken besser sein; da ist aber weder der Betrieb meines Mannes, noch mein Auftraggeberstamm.