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Mister Brot
Was passiert, wenn sich herausstellt, dass die Sache sich doch etwas anders abgespielt hat, als Herr Ofarim sie dargestellt hat?
Wenn z.B. der Rezeptionist ein paar Personen aus der Schlange vorgezogen hat, weil ja das System ausgefallen war und diese Personen Stammgäste des Hotels waren und somit deren Daten bekannt?
Wenn Herr Ofarim aufgrund dieser vermeintlichen (aber vollkommen vernünftigen) Entscheidung durchgedreht und ausfallend geworden wäre?
Wenn man ihn deshalb des Hotels verwiesen hätte?
Wenn das also alles garnichts mit seinem Stern geschweige denn Antisemitismus zu tun gehabt hätte?
Nein, ich sage nicht, dass es so war. Aber nachdem der Hotelmitarbeiter Anzeige wegen Verleumdung gestellt hat, Herr Ofarim selbst erstaunlicherweise nicht, das Hotel selbst versucht mit Herrn Ofarim Kontakt aufzunehmen um mit ihm zu reden, aber ihn offensichtlich nicht erreichen kann... Hmm...
Ich frage mich nur, was dann all die Leute machen würden, die bereits die Mistgabeln und Fackeln gezückt hatten, den Rauswurf des Mitarbeiters gefordert haben, die Hotelbewertung bei Google ins Bodenlose getrieben haben, die sich über die Fahnen-Aktion des Hotels beschwert haben (die dann vielleicht einfach nur Offenheit für alle Kulturen signalisieren sollte, ohne Bezug auf Herrn Ofarim, der ja dann Täter statt Opfer wäre).
Und würde es Einfluss haben auf zukünftige Vorfälle von Antisemitismus?
Würde die Glaubwürdigkeit von zukünftigen Opfern darunter leiden, wenn sich herausstellen sollte, dass hier jemand absichtlich die "Ich bin Jude und wurde deswegen diskriminiert"-Karte ausgespielt hat, obwohl er nur des Hotels verwiesen wurde wegen eigenem Fehlverhalten?
Würde der Zentralrat der Juden sich beim Hotel entschuldigen?
Ich befürchte, dass viele selbst dann nicht daraus lernen würden, dass man sich immer erst einmal beide Seiten anhören sollte und die (ja bereits angeleierten) staatsanwaltlichen Ermittlungen abwarten.