Ein andere sehr rätselhafter Fall fällt mir an der Stelle noch ein, bei dem ich bis heute nicht weiß was ich davon halten soll und wem ich diese Tat, wenn es denn eine gab, zutrauen soll und warum. Die grade mal 7 jährige Anna aus Tamm bei Ludwigsburg ist im Januar 1993 an einer Arsenvergiftung gestorben. Man fand nachdem das Mädchen sich die Nacht über mit Brechdurchfall quälte, schließlich am nächsten Morgen im Krankenhaus, wo man sie nicht mehr retten konnte, die 40 bis 50fach tötliche Menge Arsen in ihrem Körper. Die Dosis hätte ausgereicht um 20 Kinder umzubringen.
An dem Tag kam die Tante zu Besuch, welche später dann auch verdächtigt und sogar zu lebenslanger Haft verurteilt, 2 Mal, später dann aber doch wieder freigesprochen.
Es gab letztlich nur Theorien die erstmal unwahrscheinlich klingen.
- Entweder die Tante, zu der Anna ein gutes Verhältnis hatte und die sie bewunderte, weil sie ein wenig Glanz in den tristen Alltag brachte, hatte Anna mit dem Pistazieneis und oder der Schokosauce vergiftet, welche sie gegessen hatte während die Tante den Abend über auf sie aufpasste. Wobei man dazu sagen muss das zumindest die Sauce von der die Tante im Gegensatz zum Eis nichts gegessen hatte, bereits angebrochen und das dem Haushalt der Familie war. Genauso gab es aber natürlich die Gelegenheit dort etwas hineinzumischen. Nur wieso?
- Oder die Eltern bzw. ein Elternteil, was man wohl allein schon, weil es halt die Eltern sind nicht so eindringlich verfolgt wie eben die der Tante. Doch auszuschließen ist laut Experten auch nicht, dass Anna sich zunächst nur übergab, weil sie zu viel Eis mit Schokosauce (gleich 2 Portionen) gegessen hatte und das Arsen später mit den Magentropfen oder dem Tee bekam, welche die Eltern ihr brachten. Nur wieso?
- Oder aber das Gift war in der Haushaltpackung Eis und ist schon im Supermarkt da hinein gelangt, also eine Produktvergiftung.
- Gänzlich auszuschließen ist auch nicht, dass Anna beim spazieren gehen mit den Hunden von der Tante etwas Süßes von jemanden angenommen hat.
Letzlich klingt alles irgendwie abenteuerlich.
Interessant ist auch, dass es unterschiedliche Aussagen dazu gibt wann das tödliche Arsen in Annas Körper gelangt sein muss.
Die einen sagen höchsten 1 1/2 bis 2 Stunden vor den Symptomen, was wohl heißen müsste, dass es am Eis oder der Schokosauce gelegen hat. Andere wieder meinen, es kann genauso gut sein, dass das Arsen schon früher an dem Tag in den Körper gelangt ist. Wie oben erwähnt ist hier halt auch nicht sicher, ob ihr zunächst nur schlecht war, weil sie halt zu viel Eis mit Sauce gegessen hat und ob die durch das Arsen ausgelöste Schmerzen durch das Arsen dann erst später in der Nacht kamen oder das Arsen da schon im Körper war und sich bemerkbar machte.
Rückstände am Geschirr konnte man nicht mehr feststellen, da die Tante am nächsten Morgen den Geschirrspüler angeworfen hatte. Das wurde ihr natürlich dann auch negativ ausgelegt, ist letztlich aber nun auch nichts komplett ungewöhnliches, selbst wenn der Geschirrspüler nur halb voll ist. Das sei nur erwähnt, damit man versteht weshalb sie dann letztlich doch freigesprochen wurde. Man ist zu dem Schluss gekommen, dass es weder ein Motiv noch konkrete Beweise gibt.
Auch die Aussage als sie später von Annas Tod erfuhr "Und ich habe so etwas Verrücktes gemacht wie die Spülmaschine eingeschaltet, obwohl sie erst halb voll war." wurde ihr aber erstmal negativ ausgelegt. Klar mutet diese Aussage auch etwas komisch an, aber dann wiederum: Wenn sie jetzt dort wirklich wissentlich Rückstände von dem Arsen beseitigt hätte, hätte sie ja gewusst, dass sie sich damit verdächtigt macht und sagt man sowas dann noch extra? Seltsam.
Dann durfte die Tante Anna nochmal sehen, da weint sie dann und fragt woran sie denn gestorben ist? Zu dem Zeitpunkt weiß man es noch niemand.
Zu den Familienmitgliedern gibt es außerdem noch zu sagen, dass die Mutter Multiple Sklerose hat (welche wohl durch die Geburt von Anna ausgelöst wurde). Später sitzt sie dann im Rollstuhl, ihr Zustand verschlechtert sich weiter. Und die Tante hatte eine Krebserkankung, an der sie später auch starb.
Die Familienmitglieder kannten sich mit gewissen Substanzen aus (die Tante hatte z.B. was in die Richtung studiert, aber dann abgebrochen und ging in die Werbebranche. Der Vater arbeite glaub ich auch in einem Bereich wo er sich damit ausgekannt haben soll) bzw. hatten Zugriff darauf, da die Geschwister (also Annas Vater & die Tante) eine Apotheke besaßen, diese war zwar bereits verkauft worden, aber sie hatten wohl jeweils noch einen Schlüssel.
Ich persönlich frage mich jetzt, ob jemand der sich mit Gift auskennt die 40 bis 50fach tödliche Dosis nehmen würde, ist ja eigentlich völlig unnötig und wirkt eher als hätte jemand einfach alles was er zur Verfügung hatte genommen.
Wenn Gift jetzt in der Eisfertigmischung war, macht es einerseits vllt. in so fern Sinn, dass man dann ja nicht genau weiß in welchen Anteilen sich das Gift zu welchen Anteilen im späteren Eis befinden wird. Allerdings hat die Tante ja selbst vom Eis gegessen, was wiederum nicht dazu passt, dass das Eis schon bevor es fertig war vergiftet wurde und was auch gegen die für mich ohnehin abwegige Theorie der Produktvergiftung spricht. Übrigens weiß ich jetzt leider grade nicht ob sich die verschlossene Haushaltspackung Eis bereits im Haushalt befand oder die Tante sie mitgebracht hat.
Allg. stellt sich die Frage was hätte jemand davon ein Kind zu
vergiften?
Ich hab mich auch schon gefragt ob es gar nicht Anna, sondern ein anderes Familienmitglied treffen sollte und irgendwas von irgendwem versehntlich vertauscht wurde, auch wenn ich nicht weiß wie das dann gelaufen sein sollte.
Am Anfang halten die drei noch zusammen. Die Tante meint »Ich bin sicher, dass Ihr es nicht wart, und ich hoffe, dass Ihr das auch von mir sagt« Ihr Bruder daraufhin »Einer von uns müsste ja geistig krank sein.« Anfangs haben sie die Tante sogar im Gefängnis besucht. Später allerdings zeigten sie sich von ihrer Schuld überzeugt und mieden jeden Kontakt zu ihr. Beide mochten sich auch nicht zu Einzelheiten der Familiengeschichte äußern, beide schwiegen, als sie zur Kindheit und zum Charakter der Patentante gefragt wurden. Beide nährten damit Spekulationen, es gebe ein sorgsam gehütetes Familiengeheimnis, dessen Kenntnis der Schlüssel zu Annas mysteriösem Tod sei. Die Tante hat umgekehrt die Eltern aber nie verdächtigt.
Ich denke einer der drei wird es gewesen sein müssen (außer es war doch eine Produktvergiftung). Ich würde keinen gänzlich ausschließen.
Am wenigstens fällt mir zum Vater ein, weil man über den halt auch nicht so viel weiß. Ich finds nur komisch, dass er dann mit der Zeit plötzlich so suptile Andeutungen machte um seine Schwester zu belasten und z.B. so zu dem Gerücht beigetragen hat sie könnte auch die gemeinsamen Eltern vergiftet haben, welche krank waren und dann irgendwann verstorben sind und beide Male war wohl die Schwester zumindest in der Stadt. Da wurden dann sogar die Urnen ausgegraben, aber kein Arsen gefunden.
Die Tante wird schon etwas speziell beschrieben, näheres dazu im Artikel unten. Allerdings weiß man auch nicht wie ernst man diese Rolle die man ihr da so auferlegt hat nehmen kann. Das macht halt die Geschichte interessanter. Man schankt so ein wenig zwischen Bewunderung und Befremdlichkeit und ich denke das ist schon auch gewollt. Jedenfalls hatte sie Gelegenheit (wie letztlich, da man den Zeitraum halt nicht komplett festlegen kannn alle Beteiligten, aber vllt. hatte sie die meiste Gelegenheit) - und es ist mMn
so oder so kein Zufall gewesen, dass die Tante an dem Tag da war. Was sie aber davon hätte Anna umzubringen, ich klann es mir nicht audenken.. Gebracht hat es ihr doch letztlich nichts, außer die letzten Jahre vor dem Tod überwiegend in U-Haft zu verbringen. Und das sie psychisch krank ist konnte man scheinbar auch nicht im geringsten feststellen.
Ein Motiv, wenn man nach diesem sucht, lässt sich für mich tatsächlich am ehesten um die Mutter spinnen. Auch wenn man sich natürlich fragt welche Mutter ihr Kind umbringt. Gab es dennoch alles schon, auch wenn vergiftern wohl eher ungewöhnlich anmutet. Bei der Mutter finde man halt genauso Dinge die man ihr negativ auslegen kann, wie bei der Tante das mit dem Geschirrspüler. Zum einem hat sie sich wohl vehemend gegen eine Obduktion gewehrt hat, welche dann halt dennoch gemacht wurde. Zum anderen wirft sie sämtliche Lebensmittelvorräte in den Müll, darunter auch die Reste des Pistazieneises und der Schokoladensoße. »Dafür gibt es keine rationale Erklärung«, sagt sie dazu. Zu ihren Gunsten kann man sagen, dass sie vllt. gespürt hat, dass in einem der Lebensmittel etwas sein könnte das Anna geschadet hat und sie dann erstmal Angst hatte auch was davon zu sich zu nehmen was gefährlich sein könnte. Klüger wäre es gewesen alles der Polizei auszuhändigen, vorausgesetzt sie war es nicht selbst. Überhaupt war es ein großes Versäumnis, dass obwohl Annas plötzlicher Tod den Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung nahe legte, die Kriminalpolizei auf die Beschlagnahmung von Speisen und Getränken im Haushalt verzichtete.
Dann noch die Tatsache, dass die Mutter durch Annas Geburt Multiple Sklerose bekommen hat. Was ja auch zu psychischen Störungen führen kann. Auch sonst war sie wohl eher streng mit ihr, was ihr jetzt aber keineswegs absprechen soll Anna geliebt zu haben. Sie wird ansonsten recht gegensätzlich zur Tante beschrieben, welche recht souvän mit ihrer Krebserkrankung umging.
Ich kann es nicht genau erklären, es ist eher ein Gefühl, aber wenn es nicht die Tante (warum auch immer) gewesen ist, dann könnte ich mir vorstellen, dass Annas Mutter womöglich Anna doch irgendwie die Schuld für die Erkrankung gegeben hat, auch wenn es irrational ist (könnte ja sein das sie durch die Erkrankung, welche ja schon recht weit fortgeschritten war, auch pychische Probleme bekommen hat) und das sie in der Tante etwas gesehen hat so von dem ganzen Auftreten her und allem, dass sie selbst nicht sein konnte und das sie beneidet hat. Vielleicht war es ihr auch ein Dorn im Auge, dass ihre Tochter die Tante so bewundert hat, weshalb sie dachte sie schlägt beides mit einer Klappe. Kind nicht mehr da, Tante auch nicht, da im Knast. Oder aber es sollte die Tante direkt erwischen (in dem Fall könnten evtl. auch beide Eltern davon gewusst haben) und es kam zu einer wie auch immer gearteten Verwechslung. Vielleicht hat Anna unbemerkt etwas getrunken oder gegessen was nicht für sie bestimmt war. Das konnte wiederum die hohe Dosis erklären, für einen Erwachsenen braucht man mehr (wenn auch bestimmt nicht so viel) und die Mutter kannte sich auch nicht so mit den Substanzen aus.
Wie gesagt nur eine bzq. zwei wohl genauso abenteuerliche Theorie von mir, wie alle anderen die es in dem Fall gibt. Annas Mutter sagte übrigens, als man zu Beginn noch alle drei verdächtigte:"Ich schneide mir doch nicht selbst den Lebendsfaden ab."
Man wird es wohl aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mehr klären. Alles kann nichts muss ist wohl die Devise in diesem Fall.
Es tut mir im Herzen weh, dass die kleine Anna solch schmerzhafte letzte Stunden hatte und das wahrscheinlich eine Person die sie liebte und der sie vertraute ihr sowas angetan hat.
Der folgende Artikel beschreibt alles noch etwas genauer, als wen es interessiert, der kann sich hier ein Bild machen:
https://www.spiegel.de/panorama/der-...?context=issue