fraktal, ich glaube, der Begriff "Management" sollte in diesem Zusammenhang vielleicht auch mal definiert werden, damit wir sicher sind, dass wir über die gleiche Begrifflichkeit reden.
"Management" ist für mich kein Wolfskrankenwagen
Solche "Stilblüten", die da aufpoppen, sind wiederum (menschliche) Extremfälle, die dem Image des Wolfes eher schaden als nützen und - wie gesagt - genau aus dem politischem Aktionismus erwachsen sind, den ich oben stehend kritisiert habe.
Der Wolf hat momentan eine Sonderstellung in Deutschland. Period.
Das liegt aber schlicht in der (momentanen) Natur der Sache und nicht an irgendeiner Romantisierung von irgendeiner Seite.
Und die Natur der Sache ist eben eine andere als beim Fuchs, Raben oder den sonst von Dir genannten Arten:
- bereits komplett in Deutschland ausgerottete Spezies kehrt zurück
- die besagte Spezies ist ein großer Carnivore, der rein körperlich betrachtet auch Menschen Schaden zufügen kann.
Auch wir hier räumen dem Wolf ja gerade eine Sonderstellung ein, indem wir speziell zu ihm und nicht etwa zu anderen Wildtieren einen Thread betreiben.
Für mich bedeutet "Management" nicht etwa "Betüdelung", sondern eine klare Handlungslinie. Und zwar eine klare Handlungslinie nicht nur im Jetzt oder als Reaktion auf bereits eingetroffene Sachverhalte, sondern vielmehr eine besonnene, nicht emotionalisierte Analyse, was auf uns zu kommt, welche Optionen bestehen, wo welche Interessengruppe Abstriche in ihren Forderungen ggf. machen muss, welche Erfahrungen mit welchen Handlungsweisen weltweit bereits gemacht wurden, was davon ggf. auf Deutschland übertragbar ist etc.
Und davon abgeleitet dann ein vernünftiges Rahmenprogramm aus Zuständigkeiten, Autorisierungen und Handlungspotionen.
Nicht diese halbgare Traumtänzerei, die momentan durchgeführt wird und dabei vorgaukeln will, es würde bereits ein tragfähiges Management vorgenommen werden.
Nichts anderes ist doch für andere Wildtiere auch längst installiert - es ist nur in deren Fall schon längst soweit institutionalisiert (sprich: es ist einfach klar, wer welche Zuständigkeiten hat), dass uns das schon gar nicht mehr auffällt.
Bestes Beispiel ist doch das Wildschwein:
Größerer Bestand --> höhere Abschussquote.
Das kommt ja nicht aus dem Nichts, sondern viel, viel früher wurden dafür Management-Maßnahmen definiert: Bejagung erlaubt, Jagdkontingente zugeteilt, festgelegt, wer höhere Abschussquoten bestimmten darf, wie diese dokumentiert und kontrolliert werden etc.
Das fällt uns nur alles schon gar nicht mehr auf, weil es so alltäglich ist.
Dann kommt die Wildschweinpest aus Osteuropa und - schwupps - wird die Schonzeit in Teilen aufgehoben. Auch hier steht ein gezieltes Management dahinter, das einen solchen außergewöhnlichen Beschluss ja überhaupt erst ermöglicht.
Füchse, Fuchstollwut etc.: gleiches Thema, gezieltes Management, das schon sehr lange feststeht und funktioniert. Wir bemerken es nur gar nicht mehr.
Beim Wolf muss aber eben ein genauso institutionalisiertes Magagement, das auch funktioniert, erst eingeführt werden. Und das jenseits aller Schützengräben unterschiedlicher Ideologien.
Auch hierzu zitiere ich gerne mal zwei Stellungnahmen, die zumindest Teile meiner Position sehr gut in Worte fassen (mit dieser Website habe ich übrigens ansonsten gar nichts am Hut - es finden sich aber einige sehr ausgewogene und unaufgeregte Überlegungen dort, die ich gerne zitiere, da ich ja auch nicht jedesmal das Rad neu erfinden muss):
https://www.wolfcenter.de/Vision-Sta...-ein-Muss.htmlUnseres Erachtens nach sollten wir uns in Deutschland auf Bundesebene zeitnah darüber im Klaren werden, wie wir überhaupt gedenken Wölfe zu bejagen, selbst wenn dieses erst in weiter Zukunft wieder gestattet würde und ob das überhaupt Sinn machen würde. Dieses würde durchaus Mäßigung in so manche hochemotionale Diskussion bringen können.
--> hier geht es mir gar nicht darum, ob das Ergebnis am Ende "Bejagung" ist oder nicht - sondern, dass man JETZT darüber spricht und nicht einfach immer darauf verweist, dass die für DE mögliche Wolfspopulationsdichte ja noch gar nicht erreicht sei etc.
https://www.wolfcenter.de/Vision-Sta...ungen-171.htmlDas Ergebnis bzw. die Lösung eines Streitkonfliktes stellt unseres Erachtens nach immer ein Verhandlungsergebnis dar, welches zumindest die Zustimmung der Mehrheit der Betroffenen Streitparteien erfährt, in Verbindung mit dem Respekt und der Wertschätzung der jeweils anderen Partei. [...]
Die große Fragestellung ist also, ob eine Lösung (oder mehrere) im deutschen Wolfskonflikt gefunden werden kann, die zumindest die Mehrheit der direkt betroffenen Streitparteien in einen Konsens bringt. Dieser Konsens ist sodann in einem rechtssicheren Vertragsrahmen niederzuschreiben.
--> und genau dies mal vernünftig auszuloten, wird halt immer durch die Borniertheit aller Seiten verhindert. Was ich als total verantwortungslos der Bevölkerung gegenüber empfinde. Und zwar ebenfalls von allen Seiten!