Gut, du machst es nicht für Männer. Aber - wenn an der Überlegung "Frau macht es für Männer" was dran ist - dann bedeutet es eben, dass man das nicht wirklich für sein eigenes Wohlbefinden macht, sondern für potentielle Partner (nicht im konkreten - sondern einfach unbewusst).
Ich schließe das nicht aus. Aber es fällt mir schwer, auszuschließen, dass man es tatsächlich "nur für sich" macht.
Wenn du mal ins Theater gehst, dann schminkst du dich ein bisschen. Warum?
Weil das erwartet wird?
Weil du dich selbst schöner findest? Und wenn ja, findest du dich schöner, weil du es tatsächlich so empfindest oder weil du irgendwelche Erwartungen für dich selbst übernommen hast?
Auch hier behaupte ich ja, dass ich es NICHT für Männer mache. Entweder für mich oder wenn ich es wegen anderen mache, dann wegen Frauen.
Trotzdem überlege ich die ganze Zeit, ob es vielleicht Konkurrenzdenken ist.
Ich finde diese Fragen sehr interessant. Ich vermute zwar, dass ich da keine endgültige sichere Antwort finden werde - trotzdem schadet es wohl nicht, sich mit den Beweggründen auseinanderzusetzen und auch zu überlegen, warum man schön sein möchte - egal, was "schön" dann im konkreten bedeutet.
Und was ist die Alternative zum Schönsein-Wollen?
Und warum unterstellen wir das nur den gestylten Frauen? Ungeschminkte und gemütlich gekleidete Frauen denken vermutlich nicht "ich bin so hässlich, aber ich bleibe, wie ich bin". Sie machen sich ja auch vermutlich irgendwie schön? Nur dass ihre Definition eine andere ist als die der stark geschminkten?
Ja, wenn ich das alles so offen ausspreche und erkläre, klingt es merkwürdig.
Aber wenn ich ganz ehrlich sein möchte, ist es eben so - auch wenn das erstmal ein schlechtes Bild auf mich wirft.
Ich stelle mir diese Fragen selber. Dazu muss ich aber sagen, dass ich diese Erkenntnis noch garnicht so lange habe. Bestimmte Verhaltensmuster, eigene und die der anderen, die muss man ja erstmal sehen, eingestehen und offen zugeben. Erst dann kann man rauskriegen, warum man so handelt.
Innerhalb eines Freundeskreises sollte man diesen Drang nicht haben. Und wenn man ihn hat, muss man schauen, ob der durch die Bekannten ausgelöst wird oder von einem selber.
Aber wenn ich von meinem Umfeld spreche, dann sind das nicht Leute mit denen ich tagtäglich zu tun habe.
Teilweise sind das Verwandte, denen man aus diversen Gründen ein Dorn im Auge ist.
Mag sein, dass du das garnicht kennst.
Die Wettbewerbe von Muttis, was ihre Kleinkinder alles schon können, ist ja kein seltenes Phänomen. Wenn diese Muttis innerhalb einer festen Gesellschaftsgruppe sind, dann steht so ein Kind im permanenten Vergleich. Und ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass bestimmte Personen sich ein Loch ins Bauch freuen, wenn ich in einem Vergleich verliere.
Ob ich will oder nicht - das hatte ich als Kind und habe das auch noch als Erwachsene.
Ich könnte sagen, dass es mir egal ist, was sie denken und mich einfach kleiden, wie ich Lust habe.
Aber es ist mir nicht egal. Ich verspüre große Genugtuung, wenn ich sehe, dass sie an ihrer Missgunst fast ersticken.